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In seiner Untersuchung City of Quartz hat Mike Davis Los Angeles als den
Themenpark Amerikas analysiert, mit allen Sonnen- und Schattenseiten, als Weltmeister in Sachen Smog und
Umweltverschmutzung, als Kapitale des Verbrechens, der tektonischen Verschiebungen der Kultur und des
Sozialen. Wie eine literarische Vorwegnahme der Studie wirkt Marcel Montecinos Roman Kalt wie Gold, in den
späten 80er Jahren erschienen und jetzt in der Stern-Krimi-Bibliothek wiederaufgelegt.
Das Buch beginnt mit einer Wucht, die einem
den Atem stocken lässt: Aus Mexiko wird ein Radiointerview mit einem rassistischen Hassprediger
ausgestrahlt, das sich ein amphetaminsüchtiger Zeitungsausträger während seines Nebenjobs
anhört. Die Propaganda hat verfangen, der Mann verbietet seiner Exfrau und seinem Sohn den Umgang mit
Nichtweißen und muss doch erleben, dass ihn weder seine alte Familie noch seine Arbeitskollegen
für vollnehmen. Seine Frustrationen läd er ab durch nächtliche antisemitische Schmierereien.
Die Jüdische Gemeinde ist empört
und fordert vom LADP eine Untersuchung, mit der der strafversetzte Lieutenant Jack Gold beauftragt wird.
Der hatte einen Bankräuber erschossen, die Geisel war der Meinung, dies sei blindwütig und
unnötig geschehen.
Selbst für die Verhältnisse bei
der L.A.-Polizei ist Gold schwer tragbar, er neigt zu Gewaltausbrüchen und war an Überfällen
auf Dealer beteiligt, die von ihm und seinem Kollegen beraubt wurden. Voller Widerwillen akzeptiert er die
Versetzung und schlägt als erstes den Anführer einer bewaffneten jüdischen
Selbstverteidigungstruppe zusammen.
Mit dem Mord an einer schwarzen
Prostituierten eskaliert die Situation. Niemand ist mehr sicher vor dem Cross Killer, der sich nach seinen
Schmierereien aufgerüstet hat, um die Erniedrigungen der echten Amerikaner und die sexuellen Impotenz
eines weißen Mannes zu rächen.
Auf keiner Seite lässt Montecino die
Leserschaft in Ruhe, das private Leben Golds und der anderen Protagonisten steckt so voller Spannung und
fragilen Hoffnungen, dass jeden Moment mit Ausbrüchen zu rechnen ist.
Udo Bonn
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
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