SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, März 2006, Seite 20

Stern-Krimi-Bibliothek, 2006, 640 S., 6,95 Euro.

Marcel Montecino: Kalt wie Gold

In seiner Untersuchung City of Quartz hat Mike Davis Los Angeles als den Themenpark Amerikas analysiert, mit allen Sonnen- und Schattenseiten, als Weltmeister in Sachen Smog und Umweltverschmutzung, als Kapitale des Verbrechens, der tektonischen Verschiebungen der Kultur und des Sozialen. Wie eine literarische Vorwegnahme der Studie wirkt Marcel Montecinos Roman Kalt wie Gold, in den späten 80er Jahren erschienen und jetzt in der Stern-Krimi-Bibliothek wiederaufgelegt.
Das Buch beginnt mit einer Wucht, die einem den Atem stocken lässt: Aus Mexiko wird ein Radiointerview mit einem rassistischen Hassprediger ausgestrahlt, das sich ein amphetaminsüchtiger Zeitungsausträger während seines Nebenjobs anhört. Die Propaganda hat verfangen, der Mann verbietet seiner Exfrau und seinem Sohn den Umgang mit Nichtweißen und muss doch erleben, dass ihn weder seine alte Familie noch seine Arbeitskollegen für vollnehmen. Seine Frustrationen läd er ab durch nächtliche antisemitische Schmierereien.
Die Jüdische Gemeinde ist empört und fordert vom LADP eine Untersuchung, mit der der strafversetzte Lieutenant Jack Gold beauftragt wird. Der hatte einen Bankräuber erschossen, die Geisel war der Meinung, dies sei blindwütig und unnötig geschehen.
Selbst für die Verhältnisse bei der L.A.-Polizei ist Gold schwer tragbar, er neigt zu Gewaltausbrüchen und war an Überfällen auf Dealer beteiligt, die von ihm und seinem Kollegen beraubt wurden. Voller Widerwillen akzeptiert er die Versetzung und schlägt als erstes den Anführer einer bewaffneten jüdischen Selbstverteidigungstruppe zusammen.
Mit dem Mord an einer schwarzen Prostituierten eskaliert die Situation. Niemand ist mehr sicher vor dem Cross Killer, der sich nach seinen Schmierereien aufgerüstet hat, um die Erniedrigungen der echten Amerikaner und die sexuellen Impotenz eines weißen Mannes zu rächen.
Auf keiner Seite lässt Montecino die Leserschaft in Ruhe, das private Leben Golds und der anderen Protagonisten steckt so voller Spannung und fragilen Hoffnungen, dass jeden Moment mit Ausbrüchen zu rechnen ist.

Udo Bonn

Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04


zum Anfang