SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, März 2006, Seite 21

African Rebel Music

out | her rec

Reggae hat eine seiner politischen Wurzeln in der Bewegung und so ist es nicht verwunderlich, dass der Reggae von seinen Anfängen an auch auf die Popmusik Afrikas erheblichen Einfluss hatte.
Alpha Blondy von der Elfenbeinküste gehört seit zwanzig Jahren zu den ganz großen Stars dieses Genres. Wie die meisten Reggaemusiker und -musikerinnen Afrikas mischt er sich in die politischen Debatten ein. Diese Einmischung zieht nicht selten repressive Konsequenzen nach sich.
So wurde ein Konzert im Stadion von Ougadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, seitens der Behörden abgesagt, da er die kriegstreibende Rolle der Regierung des Landes im Konflikt in seiner Heimat kritisierte.
Über die wenigen Stars der jungen afrikanischen Popmusik hinaus ist die Musik von diesem Kontinent weitgehend unbekannt. So ist es ein Verdienst des -Labels einige musikalischen Perlen der afrikanischen Reggae- und Danchall-Szene auf einer CD zu versammeln.
Aus 12 Staaten von Mauretanien bis Südafrika, vom Senegal bis Tanzania kommen die Künstlerinnen und Künstler. Eine panafrikanische Zusammenstellung bei der Panafrikanismus auch das Thema vieler Songs ist. So bei der East African Regae Bashment Crew (EARBC) mit ihrem . EARBC, dass sind Bebe Cool aus Uganda und von Necessary noize aus Kenya.
Ihr Thema ist neben dem Panafrikanismus ein weiterer roter Faden, der sich durch diese Compilation zieht. Aber ihre Musik ist weit entfernt von etwas, was wir Krach nennen würden. Sie mischen HipHop mit Dance Hall vor dem Hintergrund afrikanischer roots und vermitteln damit eine unbändige Freude an der Musik.
Tiken Jah Fakoly, der wohl bekannteste Vertreter auf dieser Zusammenstellung, kommt von der Elfenbeinküste. In seinem Beitrag klagt er Europa und die USA an für ihre Politik, die Afrika in ihrer Abhängigkeit hält.
Tiken Jah Fakoly lebt in Mali in der Migration, da er laut und oft den Präsidenten in Abidjan auf gefordert hat: . Er ist sicher einer der hervorragendsten Schüler der Lehrer Bob Marley und Alpha Blondy.
Darüber hinaus passt die französische Sprache wie keine andere zur getragenen Melodie des Reggae. Die Sprachen auf dieser CD sind im Übrigen so vielfältig wie die Musik und die Geschichten, die hinter den Bands und Projekten stehen.
Auch wenn der Untertitel der CD Roots lautet ist der Einfluss von HipHop und R&B in vielen Stücken etwa bei Nazizis Raps auf der auf dem bewegenden Beitrag von Necessary Noize .
Diese Band, in Kenya berühmter als manche der internationalen Stars, hat es dennoch schwer, von ihrer Musik zu Leben. CDs verkaufen sich in Afrika praktisch nur als Kopien. Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen hat nicht das Geld um CDs zu kaufen.
Auch Internetanschlüsse, über die die Musik vertrieben wird, sind eher selten, geschweige davon, dass sich da sicherlich kein Mensch an zu bezahlende Downloads heranmachen würde. So leben die Künstlerinnen und Künstler von ihren Live Auftritten. Nur wenige Bands schaffen es auf internationale Sampler wie diesen.
Von Dakar sagt man, dass es 2000 HipHop- Projekte und -Bands gibt. Auf dieser CD sind dabei Bantu ft. PBS und Baay Sooley ft Carlou D & Country Man so wie ALIF. ALIF ist eine der ersten Frauen-HipHop-Bands im Senegal überhaupt, und das Kürzel steht für . Ihr vom Reggae beinflusster HipHop ist Ausdruck einer selbstbewussten jungen Generation von Frauen in den Städten Afrikas.
Die Musik gegen Kriege, soziale Ungerechtigkeit und Bevormundung in einer Mischung aus Hoffnung und Wut gibt einen Einblick in die durch Reggae gefärbten afrikanischen Sounds Afrikas, wie sie bisher noch nicht vorlag. Obwohl sie sicher überfällig war, ist es ein mehr als lobenswertes Verdienst des -Labels, die CD herausgebracht zu haben.
So ist diese Zusammenstellung ein Ohrenschmaus, den sich nicht nur Reggae- und Dancehall-Fans nicht entgehen lassen sollten. Hinzu kommt das informative Booklet (leider nur englisch verfasst), in dem die Musikerinnen und Musiker vorgestellt und mit Mini- Erklärungen zitiert werden.

Thomas Schroedter



Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04


zum Anfang