SoZ - Sozialistische Zeitung |
Reggae hat eine seiner politischen Wurzeln in der Bewegung und so ist es nicht
verwunderlich, dass der Reggae von seinen Anfängen an auch auf die Popmusik Afrikas erheblichen Einfluss
hatte.
Alpha Blondy von der Elfenbeinküste
gehört seit zwanzig Jahren zu den ganz großen Stars dieses Genres. Wie die meisten Reggaemusiker und
-musikerinnen Afrikas mischt er sich in die politischen Debatten ein. Diese Einmischung zieht nicht selten
repressive Konsequenzen nach sich.
So wurde ein Konzert im Stadion von Ougadougou,
der Hauptstadt Burkina Fasos, seitens der Behörden abgesagt, da er die kriegstreibende Rolle der Regierung
des Landes im Konflikt in seiner Heimat kritisierte.
Über die wenigen Stars der jungen
afrikanischen Popmusik hinaus ist die Musik von diesem Kontinent weitgehend unbekannt. So ist es ein Verdienst
des -Labels einige musikalischen Perlen der afrikanischen Reggae- und Danchall-Szene auf einer CD zu
versammeln.
Aus 12 Staaten von Mauretanien bis
Südafrika, vom Senegal bis Tanzania kommen die Künstlerinnen und Künstler. Eine panafrikanische
Zusammenstellung bei der Panafrikanismus auch das Thema vieler Songs ist. So bei der East African Regae
Bashment Crew (EARBC) mit ihrem . EARBC, dass sind Bebe Cool aus Uganda und von Necessary noize aus Kenya.
Ihr Thema ist neben dem Panafrikanismus ein
weiterer roter Faden, der sich durch diese Compilation zieht. Aber ihre Musik ist weit entfernt von etwas, was
wir Krach nennen würden. Sie mischen HipHop mit Dance Hall vor dem Hintergrund afrikanischer roots und
vermitteln damit eine unbändige Freude an der Musik.
Tiken Jah Fakoly, der wohl bekannteste
Vertreter auf dieser Zusammenstellung, kommt von der Elfenbeinküste. In seinem Beitrag klagt er Europa und
die USA an für ihre Politik, die Afrika in ihrer Abhängigkeit hält.
Tiken Jah Fakoly lebt in Mali in der Migration,
da er laut und oft den Präsidenten in Abidjan auf gefordert hat: . Er ist sicher einer der
hervorragendsten Schüler der Lehrer Bob Marley und Alpha Blondy.
Darüber hinaus passt die französische
Sprache wie keine andere zur getragenen Melodie des Reggae. Die Sprachen auf dieser CD sind im Übrigen so
vielfältig wie die Musik und die Geschichten, die hinter den Bands und Projekten stehen.
Auch wenn der Untertitel der CD Roots lautet
ist der Einfluss von HipHop und R&B in vielen Stücken etwa bei Nazizis Raps auf der auf dem bewegenden
Beitrag von Necessary Noize .
Diese Band, in Kenya berühmter als manche
der internationalen Stars, hat es dennoch schwer, von ihrer Musik zu Leben. CDs verkaufen sich in Afrika
praktisch nur als Kopien. Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen hat nicht das Geld um CDs zu kaufen.
Auch Internetanschlüsse, über die die
Musik vertrieben wird, sind eher selten, geschweige davon, dass sich da sicherlich kein Mensch an zu bezahlende
Downloads heranmachen würde. So leben die Künstlerinnen und Künstler von ihren Live Auftritten.
Nur wenige Bands schaffen es auf internationale Sampler wie diesen.
Von Dakar sagt man, dass es 2000 HipHop-
Projekte und -Bands gibt. Auf dieser CD sind dabei Bantu ft. PBS und Baay Sooley ft Carlou D & Country Man
so wie ALIF. ALIF ist eine der ersten Frauen-HipHop-Bands im Senegal überhaupt, und das Kürzel steht
für . Ihr vom Reggae beinflusster HipHop ist Ausdruck einer selbstbewussten jungen Generation von Frauen
in den Städten Afrikas.
Die Musik gegen Kriege, soziale Ungerechtigkeit
und Bevormundung in einer Mischung aus Hoffnung und Wut gibt einen Einblick in die durch Reggae gefärbten
afrikanischen Sounds Afrikas, wie sie bisher noch nicht vorlag. Obwohl sie sicher überfällig war, ist
es ein mehr als lobenswertes Verdienst des -Labels, die CD herausgebracht zu haben.
So ist diese Zusammenstellung ein Ohrenschmaus,
den sich nicht nur Reggae- und Dancehall-Fans nicht entgehen lassen sollten. Hinzu kommt das informative
Booklet (leider nur englisch verfasst), in dem die Musikerinnen und Musiker vorgestellt und mit Mini-
Erklärungen zitiert werden.
Thomas Schroedter
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