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Seit mehr als vier Jahren ist der deutsch-türkische Staatsbürger
Murat Kurnaz im US-Gefangenenlager Guantánamo den üblichen Schikanen und Folter ausgesetzt.
Kurnaz wurde 2001 in Pakistan festgenommen und Anfang 2002 in das berüchtigte Lager überstellt.
Aus den Unterlagen des Geheimdienstes CIA und des BND geht hervor, dass den Behörden schon 2002 die
Unschuld von Murat Kurnaz bekannt war. Er ist noch immer in US-Haft, die Verantwortung dafür liegt
allein bei den deutschen Geheimdiensten und der Berliner Regierung. Im November 2002 beabsichtigten die US-
Behörden die Rückführung von Kurnaz. Der damalige BND-Boss August Hanning, heute
Staatssekretär im Innenministerium, hatte massiv interveniert und die Verfassungsschützer
ließen den CIA wissen, dass "aus deutscher Sicht" kein Interesse an einer
Rückführung bestehe.
Bei ihrem jüngsten USA-Besuch soll
Frau Merkel bei George W. Bush den Fall angesprochen und die deutsche Botschaft gebeten haben, sich
für eine Freilassung einzusetzen. Das ist lächerlich! Seit wann bittet eine Regierungschefin die
eigene Botschaft? Sie hätte anweisen müssen. Genau so lachhaft ist der Einwand des Grünen
Christian Ströbele, der nicht ausschließen will, dass 2002 für die rot-grüne Regierung
ernstzunehmende juristische Gründe bestanden, die gegen eine Rückführung von Kurnaz
sprachen. Die wirklichen Hintergründe der menschenverachtenden und illegalen Praktiken der
Geheimdienste, deren Opfer jeder Bürger werden kann, wird auch der Untersuchungsausschuss zur
Aufklärung der BND und CIA-Aktivitäten nicht klären, noch vergleichbares in Zukunft
verhindern.
Immer wieder beschäftigen
Vorgänge um die "Dienste" die Öffentlichkeit. Der jüngste Fall: Gegen einen Mann
wird in der BRD wegen des Verdachts auf Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt.
Sein Schwager, ein deutscher Lehrer, unternimmt eine Reise nach Syrien. Überraschenderweise wird er
dort für 14 Tage ins Gefängnis gesteckt. Das BKA hatte seine Reisedaten an die syrischen
Behörden weiter geleitet. Bis jetzt gibt es zu diesem Fall keine Stellungnahme des BKA.
Die Geheimdienste sind mächtige
Apparate, die unabhängig und bar jeglicher Kontrolle operieren, Staat im Staat. Sie stellen eine
Gefahr für die politische Kultur und Demokratie dar. Zunehmend bestimmen sie politische Prozesse,
beeinflussen Entscheidungen über Krieg und Frieden. Daran ändert auch das Parlamentarische
Kontrollgremium (PKG) nichts. Das sind ein paar Gurus der Parlamentsparteien, die zudem noch als
Geheimniskrämer agieren. Die Wahrheit ist nicht für alle Abgeordneten da, für das Volk schon
gar nicht. Weg mit Geheimdiplomatie und Geheimdiensten! Der Sumpf muss trocken gelegt werden. Die
Geheimdienste der BRD sind ersatzlos aufzulösen, geheimdienstliche Tätigkeiten auf dem Boden der
Bundesrepublik muss verboten werden, das gilt auch für die deutschen diplomatischen Vertretungen.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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