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Würden die Bilder auf der Leinwand nicht eine andere Sprache sprechen, man
würde Elsa für eine pubertierende Teenagerin halten. Die knapp Achtzigjährige telefoniert mit
ihrem pinkfarbenen Handy, während sie ihren roten Kleinwagen nach Gehör ein- und ausparkt.
Minderjährige, die sie dabei beobachten, droht sie kurzerhand das Durchschneiden der Gurgel an. Und auch
mit der Wahrheit, etwa was ihr Alter betrifft, nimmt es die Argentinierin nicht so genau.
In Elsa und Fred von Marcos Carnevale bricht
Elsa, von der man einfach nicht glauben will, dass sie unheilbar krank ist, wie ein Unwetter über den
hypochondrisch veranlagten Alfredo herein. Der ebenfalls knapp Achtzigjährige ist frisch verwitwet, lebt
komplett zurückgezogen und lässt sich vor allem von seiner Tochter Cuca auf der Nase herumtanzen.
Schritt für Schritt reißt Elsa mit
ihrem Elan und jeder Menge Flunkereien Fred aus seiner Lethargie, bis dieser sich endlich auf einen gemeinsamen
Abend in einem Luxusrestaurant einlässt. Dieser endet beinahe in einer Katastrophe. Auf der Flucht vor der
Polizei, die wegen Zechprellerei hinter den beiden herjagt, verursacht Elsa einen Unfall, der für Fred im
Krankenhausbett endet.
Gerade dieses Beinaheunglück
verändert jedoch Freds Einstellung zum Leben vollständig. Er hat einfach wieder Spaß am Leben,
emanzipiert sich von seiner herrischen Tochter und wendet sich endgültig der seiner Ansicht nach
eigentlich "verrückten" Altersgenossin zu. Jetzt ist Fred auch bereit, Elsa ihren großen
Lebenstraum zu erfüllen. Wie einst Anita Ekberg in La Dolce Vita von Federico Fellini, will Elsa im Trevi-
Brunnen in Rom baden. Und Fred soll ihr Marcello Mastroianni sein, auf den sie das ganze Leben lang gewartet
hat.
Elsa und Fred ist eine hinreißende
Liebeskomödie, die trotz melodramatischer Momente nie im Trivialen versinkt oder langweilig wird. Im
Verlauf des Films fühlt man sich immer mehr an eine Beziehung zwischen zwei Zwanzigjährigen erinnert,
auch wenn die altersbedingten Probleme, symbolisiert durch Elsas bevorstehenden Tod, immer wieder
durchscheinen.
Hinzu kommt, dass Manuel Alexandre als Fred und
vor allem China Zorrilla als Elsa dem Film eine persönliche Note verleihen und mit ihrem Drive für
Vergnügen pur sorgen. Auch in den Nebenrollen ist die Komödie ideal besetzt, beispielsweise mit
Roberto Carnaghi, der Elsas Sohn Gabriel spielt, mit seinem Kontrollwahn jedoch an seiner durchtriebenen Mutter
verzweifelt.
Das bereits früh absehbare Ende am Trevi-
Brunnen verzeiht man Regisseur Marcos Carnevale gerne, da er gerade nicht einen billigen Abklatsch einer der
bekanntesten Szenen der Filmgeschichte liefert, sondern sie komplett neu interpretiert.
Volker Elste
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