SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Juni 2006, Seite 04

Seniorentag

Zum Schröpfen nicht zu alt

von HANS PEIFFER

Die Messe "Sen Nova" und der Seniorentag nahmen mit großem propagandistischen Aufwand die ältere Generation in die Zange ihrer wirtschaftlichen Interessen. 170 Anbieter offerierten ihre meist unnötigen Produkte und sog. Dienstleistungen für Seniorinnen und Senioren. Unterstützung bekamen die Organisatoren aus Politik und Wirtschaft. Bundespräsident Köhler und Helmut Klein, stellvertretender Geschäftsführer des Senioren Experten Service (SES), einer Stiftung der Deutschen Wirtschaft, warben zum einen für das ehrenamtliche Engagement zum Nutzen von Unternehmen, zum anderen für die Entlastung der öffentlichen Haushalte. Sie sprachen vom Fachwissen und der Erfahrung der Älteren. Schon erstaunlich, wo doch die Unternehmen die Beschäftigten vermehrt schon ab 50 in die Arbeitslosigkeit entlassen.
Bundesfamilienministerin von der Leyen forderte die Wirtschaft auf, Senioren stärker als Konsumentengruppe wahrzunehmen, denn 50% von ihnen seien mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden — mit anderen Worten: an ihnen lässt sich gut verdienen. Von der anderen Hälfte der älteren Menschen, die kaum wissen, wie sie mit ihrer Rente den Monat überstehen sollen, war nicht die Rede, und auch nicht von denen, die unter dem Existenzminimum leben müssen. Allein 2 Millionen Frauen müssen sich mit bis zu 650 Euro monatlich begnügen, die Hälfte aller männlichen Rentner hat eine Rente bis zu 1000 Euro.
Kein Vertreter der Kirchen erwähnte die Verschlechterung der Lage der Älteren. Stattdessen zelebrierten sie eine Messe im Kölner Dom. Auch Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und Diakonie schwiegen. Diese Verbände sind zu Wirtschaftsunternehmen mutiert — wie sonst ist es zu erklären, dass sie jetzt auch noch von der Regierung fordern, die sowieso schon unzumutbaren Leistungen für Hartz-IV-Empfänger deutlich zu kürzen und "Missbräuche" aufzuspüren.
Die Realität für Rentnerinnen und Rentner sieht allerdings anders aus: keine Rentenanpassungen, voller Krankenkassenbeitrag auf Zusatzversicherungen, Einführung der Rentenbesteuerung, usw. — die Abzocke geht weiter. Es wird Zeit, dass sich was dreht.

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