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von ARNO KLÖNNE
Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg
hat Fleiß gezeigt: Sie hat einen Datenabgleich durchgeführt, um festzustellen, in welchen
Fällen beim Arbeitslosengeld II ("Hartz IV") möglicherweise, wahrscheinlich oder sicher
"zu viel" gezahlt wird gemessen an jenen Sätzen, die ein üppiges Leben wahrlich
nicht erlauben. Von einem Datenabgleich um herauszubekommen, in welchen Fällen zu wenig gezahlt wird,
ist allerdings nichts zu hören. Prompt traten in schwarz-rot-goldenen Massenmedien Horrordarstellungen
auf mit dem Tenor: "Massenhafter Leistungsmissbrauch", "Betrügereien in
Millionenhöhe", so als werde der Staatshaushalt in der Bundesrepublik von geldgierigen
Arbeitsverweigerern in den Ruin getrieben. Sabine Christiansen hatte schon das richtungsweisende Motto
geliefert: "Arm durch Arbeit, reich durch Hartz IV?"
In seriösen Presseberichten waren die
Angaben der Bundesagentur nachzulesen, sie ergeben ein ganz anderes Bild. Bei 7,5 Mio. ALG-II-
Empfängerinnen und -Empfängern seien durch den Datenabgleich nur in ca. 60000 Fällen
"neue, ausgabenerhebliche Tatsachen bekannt geworden", in ca. 22000 Fällen sieht die
Bundesagentur "Verdachtsmomente" (!) für "Ordnungswidrigkeiten" (!) oder
"Straftaten", alles in allem sei ein Missbrauch lediglich bei weniger als 3% der
Leistungsbezieher festzustellen. Diese Quote ist alles andere als dramatisch. Verglichen mit den
Dimensionen des "Missbrauchs" im Steuersystem, der planmäßigen und rechtswidrigen
Steuervermeidung bei Großverdienern und Kapitalgesellschaften handelt es sich um Bagatellvergehen.
Aber der Propagandakrieg gegen die Hütten zugunsten der Paläste läuft weiter. Die Initiative
dazu kam schon von der damaligen rot-grünen Koalition, aus dem Ministerium des Spitzensozialdemokraten
Wolfgang Clement. Der steigert auch jetzt noch unentwegt seine Zahlen über Hartz-IV-
"Missbrauch", die Daten der Bundesagentur werden ihn da nicht irritieren.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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