SoZ - Sozialistische Zeitung |
"Sagt der Welt, dass sie den Krieg stoppen soll!", war die immer
wieder vorgetragene Forderung an eine 30-köpfige Delegation des Europäischen Sozialforums, die
vom 28.Juli bis 4.August relativ spontan den Libanon bereiste.
Ihr Ziel war es, die Auswirkungen der
Bombardements auf die Bevölkerung von Beirut zu erforschen und sie der Solidarität jener
Bewegungen zu versichern, die in den letzten Wochen weltweit zu Demonstrationen gegen den Krieg im Libanon
aufgerufen hatten.
In einer vom libanesischen Fernsehen
übertragenen Rede des libanesischen Staatspräsidenten Amil Lahoud vor den Vertretern der
Antikriegsnetzwerke, bekräftigte Lahoud den mit der Hizbollah ausgehandelten 7-Punkte-Plan der
libanesischen Regierung. Dieser sieht u.a. eine sofortige, bedingungslose Einstellung der Kampfhandlungen
und den Rückzug der israelischen Truppen auf die von den Vereinten Nationen festgesetzte
sog."blaue Linie" vor.
Wie dringend die Umsetzung dieser
Forderungen ist, zeigte auch ein Besuch der zerbombten Straßenzüge Südbeiruts. Besonders
eindrucksvoll war ein fünfstöckiges Spital des Armenviertels, das wie ein Kartenhaus in sich
zusammengefallen war. Nur einige Teddybären und ein Schaukelpferd erinnerte in der Geisterstadt daran,
dass es hier einmal menschliches Leben gegeben hatte. "Es waren Vakuumbomben, die innerhalb von
Sekunden ganze Gebäude zum Einsturz bringen konnten", erklärte der ehemalige Direktor des
Spitals und konnte es sich nicht verkneifen, hinzuzufügen: "Ist das die Demokratie, die die USA
und Israel im Neuen Mittleren Osten einführen wollen?"
Eines der Delegationsmitglieder, der
südafrikanische Dichterphilosoph und ehemalige Zellengenosse Nelson Mandelas, Dennis Brutus, erinnerte
sich an den Plan der National Security Survey, eines von Paul Wolfowitz und Donald Rumsfield geleiteten US-
Forschungsinstituts, demzufolge die Kontrolle Israels über die Gesamtregion des Nahen und Mittleren
Ostens durch einen Angriff auf den Libanon eingeleitet werden sollte. Präsident Clinton hatte damals
diesen Plan verworfen.
Auch der Einsatz von Clusterbomben und
wiederholte Angriffe auf Ambulanzen im Südlibanon wurden von den Krankenpflegern des Hariri-Spitals in
Beirut bestätigt. Besonders eindringlich war in diesem Zusammenhang auch der Appell des
Generaldirektors des Spitals, Doktor Warzan: "Wir brauchen natürlich Medikamente und
Verbandszeug, ganz besonders im Süden des Landes. Aber was wir vor allem brauchen ist, dass ihr die
israelischen Verbrecher dazu bringt, diesen Wahnsinn zu stoppen. Dieser Krieg ist doch keine
Naturkatastrophe!"
Besonders spannungsgeladen war der Besuch
bei Patrick Renot, dem Delegationschef der Europäischen Kommission im Libanon. Er sprach von einer
"Roadmap towards Sovereignty", einem Plan zur Souveränität des Libanon, den die EU nach
dem Vorbild von Timor derzeit mit allen am Konflikt Beteiligten abstimmen würde und erntete damit
einen Sturm der Entrüstung bei den Kriegsgegnern. Nahla Chahal, eine gebürtige Libanesin von der
International Civilian Campaign for the Protection of the Palestinian People (CIPPP) in Paris: "Die
vom Tode bedrohten libanesischen Kinder können doch nicht warten, bis ihr einen solchen Plan
ausgehandelt habt."
Leo Gabriel
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04