SoZ - Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, November 2006, Seite 14

Genug ist nicht genug:

20 Jahre SoZ

"Die SoZ", das jedenfalls lässt sich ihrer ersten, am 6.11.1986 erschienenen Ausgabe entnehmen, "ist eine parteiliche Zeitung: sie ergreift — und hier durchaus einseitig und wider mancherlei Zeitgeist — Partei für die Arbeiterbewegung, die Friedensbewegung, die Frauenbewegung, für die antifaschistischen und demokratischen Kräfte, die Bewegung gegen atomare Anlagen usw. usf. Der nationalen Borniertheit stellt die SoZ die internationale Solidarität entgegen."
In den zwanzig seitdem vergangenen Jahren hat sich die Welt massiv verändert. Viele dieser Veränderungen wurden in dieser Zeitung beschrieben, analysiert und zumeist kritisiert. Und doch ist diese neue Welt der alten Welt nicht nur vergleichbar, es ist die alte Welt geblieben — eine Welt von Herrschaft und Ausbeutung, von Ungleichheit und Unterdrückung, von materiellem Elend und ökologischen Katastrophen, von Spaltung und Krieg, von Entwürdigung und Erniedrigung usw.usf. Geblieben ist deswegen auch die Parteilichkeit der SoZ, die nun nicht mehr alle vierzehn Tage erscheint, sondern "nur" noch jeden Monat. Ihr aktuelles Selbstverständnis trägt sie heute in (fast) jeder Ausgabe mit sich — es findet sich neuerdings auf der Seite 23. Man erkennt dort und in den unzähligen Artikeln einen Geist, der nicht weit entfernt ist von jenem Geist des Anfangs im Jahre 1986. Und doch hat sich auch bei der SoZ so manches tiefgreifend verändert.
Für die Leserschaft wie für die SoZ-Macherinnen und -Macher gilt: So mancher ist geblieben; Viele sind mit der Zeit gegangen; manche kamen und gingen; manche kamen später aber auch wieder. Im Großen und Ganzen jedoch, das muss selbstkritisch eingeräumt werden, werden nicht nur die Redakteurinnen und Redakteure gemeinsam älter, sondern auch die Leserschaft (vgl. SoZ 4/06, S.2).
Schon 1996, in ihrer Jubiläumsausgabe zum 10-Jährigen, zog die SoZ deswegen Bilanz und sprach freimütig von den gescheiterten Hoffnungen des Aufbruchs der 80er Jahre sowie der anhaltenden Glaubwürdigkeitskrise sozialistischer Perspektiven. Immerhin, schrieben wir damals, könne man "mit verhaltenem Stolz" darauf hinweisen, dass es uns noch gibt. Das können wir zwar auch weitere zehn Jahre später noch behaupten, doch ausruhen lässt sich bekanntlich auf einer solchen Bilanz kaum.
Heute hat die SoZ gerade mal die Hälfte der Leserschaft, über die sie Ende der 80er Jahre verfügte — rechnet man das Internet hinzu, sieht es diesbezüglich etwas besser aus. Sie wird auch nur noch von der Hälfte der Redakteure gemacht. Seitdem der SoZ Ende der 90er auch die sie bis dahin tragende politische Organisation (die VSP, die ehemalige Vereinigte Sozialistische Partei) abhanden gekommen ist, versucht sie sich mit einem eigenständigen Weg. Doch der erweist sich immer wieder als ausgesprochen prekär. Unsere vor nun fünf Jahren erfolgte Umstellung auf eine Monatszeitung hat uns zwar neue Luft und auch ein partiell neues Publikum verschafft, doch scheint dieser Kredit abermals verbraucht zu sein. Seit einiger Zeit müssen wir auch wieder mehr Abbestellungen als Neubestellungen verzeichnen. Und abermals stehen neue Veränderungen vor unserer Tür und werden bereits, hinter den Kulissen, eifrig diskutiert.
Für einen ausgedehnten oder auch nur repräsentativen Rückblick auf die vergangenen 20 Jahren haben wir deswegen nicht die nötige Ruhe und Muße finden können. Und was wir hier vorlegen, ist wahrscheinlich manchem zu wenig, zu bescheiden. Wir legen keine neue Bilanz vor, keinen Rückblick auf Themen und Autoren. Wir waren schon immer schlecht im Feiern unserer selbst — im Guten wie im Schlechten.
Unsere ursprüngliche Idee einer kleinen Geschichte der SoZ ließ sich arbeitsökonomisch nicht realisieren, zu umfangreich ist das Archivmaterial — vielleicht findet sich ja bald eine junge Studentin, ein junger Student auf der Suche nach einem interessanten Thema der Zeitgeschichte oder Politikwissenschaft. Wir haben auch auf die reizvolle Idee verzichtet, alte Weggenossen nach ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart auszufragen, oder darauf, unsere (mal mehr, mal weniger prominente) Leserschaft um Glückwunschbotschaften zu bitten. Wir haben stattdessen einfach mal gestöbert in den Ausgaben der ersten Jahre und nach Texten geschaut, die auch heute noch von mehr als nur antiquarischem Interesse sind.
Und siehe da: Wer die beiden Texte zum "Streit der Kulturen und Religionen" (der damals noch nicht so hieß) oder die vor 18 Jahren veröffentlichte Kritik der Transrapidtechnologie oder das Stück konkreter Utopie am Beispiel der Gesundheitsdiskussion heute wieder liest, kann ermessen, dass ein gelegentlicher Blick in alte Zeitungen alles andere als Veraltetes zu Tage fördert. Eingeleitet werden diese Beiträge mit zwei kurzen Interventionen jenes Jakob Moneta, der nur wenige Tage nach der SoZ seinen immerhin 92.Geburtstag feiern kann (vgl. Seite 2). Sie behandeln jenen Epochenbruch, dessen Folgen noch längst nicht aufgearbeitet sind auf jener Linken, auf die es heute eigentlich ankommen müsste.

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