SoZ - Sozialistische Zeitung |
Das deutsche Bürgertum verriet 1848 die eigene demokratische Revolution aus Furcht vor der aufstrebenden
Arbeiterschaft und warf sich dem preußischen König zu Füßen. Das gleiche Bürgertum lieferte aus Furcht vor einer Revolte der
Arbeiter gegen die Massenarbeitslosigkeit die Weimarer Republik Hitler aus. Der nutzte die ihm übertragene Alleinherrschaft, um den Zweiten Weltkrieg
anzuzetteln.
Und wieder wollen sie heute ihr "Deutschland einig Vaterland" haben? Mit
Gewerkschaften, die bereit sind, die Interessen der arbeitenden Menschen abermals zu opfern. Die DDR als Billiglohnland, der "Sozialklimbim" soll
weg.
Ihren Profit will die herrschende kapitalistische Klasse nicht opfern. Der steigerte sich in der
BRD seit 1980 um 184% nach Abzug der Steuern. Ihr 800 Milliarden Mark vagabundierendes Spekulationskapital soll nicht zum Wohle des Volkes der
DDR ausgegeben werden, für Umweltschutz, öffentliche Verkehrsmittel oder Telefonnetz. Auch dort wollen sie nur besitzen und profitieren.
Für dieses "hohe Ziel" wird schamlos gelogen. Die Sparguthaben in der DDR würden schrittweise in D-Mark ungewandelt. Aber
Ludwig Poullain, früher Chef der mächtigsten BRD-Landesbank, plauderte aus: Beim Umtauschverhältnis 1:1 gerät die D-Mark in
Gefahr das aber darf nicht sein!
Die Mieten in der DDR würden nach einem Anschluss nicht Spekulation und
Mietwucher ausgesetzt. Aber der Sprecher der Berliner Haus- und Grundbesitzer, Peter Blümel, erklärt: "Man kann nicht die Hälfte des
Huhns kochen und die andere Hälfte Eier legen lassen, auch wenn manche Leute in der DDR glauben, dass das geht." Das bedeutet: Ihr sollt mit
Wucher abgekocht werden, um den Spekulanten aus der BRD goldene Eier zu legen!
Nur 25% der Frauen waren bisher im Übersiedlerstrom. Warum? Weil Frauen in der
DDR immer noch das Recht auf Erwerbsarbeit haben und nicht gesetzlich genötigt werden, Schwangerschaften auszutragen. Noch gibt es Krippen und
Kindergartenplätze. Aber schon wird begonnen, sie abzubauen.
Wir sagen Nein zur Auslieferung der DDR an das BRD-Großkapital, Nein zum
Bündnis des Kapitals mit altstalinistischen Wendehälsen unter den Kombinatsdirektoren. Der alten wie der drohenden neuen Kommandowirtschaft
kann nur die Solidarität der Schwachen, der abhängig Beschäftigten über alle Grenzen hinweg entgegengesetzt werden!
Jakob Moneta
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