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Auf dem Potsdamer Telegrafenberg, in unmittelbarer Nähe zum Einsteinturm liegt das Institut für Klimafolgenforschung. Hier werten
Hochleistungsrechner die meteorologischen Daten der letzten 50 Jahre aus und errechnen die erwartete Klimaerwärmung bis 2050 für die Region Berlin-Brandenburg.Die
Aussichten sind trübe. Bereits im vergangenen und auch in diesem Sommer sind in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Ernten verdorrt. Die Landwirtschaft bekommt die
Folgen als erste zu spüren. Die wochenlange Hitze in diesem Jahr verursachte dramatische Ausfälle beim Mais und beim Raps. Die Ackerkrume verdorrt. Bis 2050 sagen die
Forscher bei Getreide einen Ertragsrückgang von bis zu 17% voraus.
Das Wasser wird knapp, weil im Sommer der Regen ausbleibt. Die Hochdrucklagen werden stabiler. Von gelegentlichen
Gewittern abgesehen, gibt es zwischen Juli und November kaum noch Niederschläge. Lang anhaltender Landregen gehört der Vergangenheit an. Brandenburg treffen diese
Aussichten besonders hart, hier ist das Klima ohnehin sehr trocken, im Jahresmittel fallen weniger als 600 Millimeter Niederschlag. Die Wissenschaftler, schreibt Heiko Schwarzburger im
Tagesspiegel (25.9.), haben berechnet, dass in 50 Jahren der Regen in einigen Gebieten des Landes um bis zu 200 Millimeter abnehmen wird. Das Gros des Regens wird im Winter fallen,
wenn die Felder brach liegen.
Der Grundwasserspiegel sinkt schon jetzt. Zum Teil liegt das daran, dass keine Rieselfelder mehr bewirtschaftet werden,
aber auch man staunt daran, dass weniger Braunkohle abgebaut wird. Um die Sohlen der Tagebaue trocken zu halten, wurde das Wasser abgepumpt, z.B. in den Spreewald.
Heute stehen die Pumpen still die Befürchtung wächst, dass der Spreewald einst verschwindet. Ohne das abgepumpte Wasser aus dem Braunkohletagebau wäre
er längst verschwunden.
Das sinkende Grundwasser entzieht Feuchtgebieten und Mooren die Lebensgrundlage charakteristisch für
die Landschaft Brandenburgs. Und es reißt Löcher in Brandenburgs Kiefernwälder. 37% der Fläche des Landes sind von Wald bedeckt, zu 70% Kiefernwald. Der
verdunstet deutlich mehr Wasser als Laubwald und bietet im Sommer Schädlingen idealen Nährboden. Die Gefahr von Waldbränden steigt. Die Landesregierung
versucht gegenzusteuern, indem sie mehr Mischwald anbaut.
Für die Absenkung des Grundwassers ist auch die zunehmende Flächenversiegelung verantwortlich. Wenn
heftige Niederschläge fallen, kann der Boden sie nicht mehr aufnehmen. Programme wie der Ausbau der Elbe und der Havel verbieten sich unter diesen Bedingungen. Der Ausbau
der Elbe wurde rechtzeitig gestoppt, um die Havel wird noch gestritten.
Auch die Landwirtschaft trägt Verantwortung: Um die Flächen im Frühjahr möglichst schnell
abzutrocknen, haben die Landwirte noch zu DDR-Zeiten metertiefe Gräben angelegt, die das Regenwasser rasch in Flüsse und Kanäle ableiten. Es wäre aber
besser, das Wasser solange es geht auf den Äckern zu halten, zitiert Schwarzburger Agrarexperten. Sie raten den Landwirten, ihre Saaten im Frühjahr später
auszubringen: "Dann können die Pfützen auf den Feldern trocknen und das Wasser versickern, um neues Grundwasser zu bilden."
Angela Klein
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