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Jetzt haben wir uns also zwei Jahre abgestrampelt, um eine neue linke Partei
aufzubauen. Und was ist das Ergebnis? Ein langweiliger, sprachlich entsetzlicher Text, der sich
Nomen est Omen programmatische Eckpunkte nennt. Und eine Satzung für eine autoritäre,
männerdominierte Patriarchenpartei, die nur Sakko-, Schlips- und Kofferträger anziehen wird.
Und herausgekommen ist eine Partei ohne
Ausstrahlung, in der bei allen Verantwortlichen die Taktik statt der Leidenschaft das Leben bestimmt.
Ist das die Erfüllung der großen
Idee, deren Zeit gekommen ist, wie es im Wahlkampf noch hieß? Ich glaube nein. Es ist wohl eher Angst
vor der eigenen Courage, die so manchen meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter in die Knochen gefahren
ist. Dieses Parteiprojekt droht buchstäblich in Langweiligkeit erstickt zu werden. Wer das als
"Realpolitik" verkauft, sollte lieber mal ein paar Folgen Simpsons sehen, statt diesen Unsinn zu
erzählen. Wenn nicht mehr Mut zum Risiko, mehr Leidenschaft, mehr visionäre Politik aufgebracht
wird, wird die neue Linkspartei mit Verachtung bestraft werden. Um den Mief von Lügen und
Angstmacherei zu vertreiben, der in dieser Gesellschaft die Vorherrschaft hat, müssen wir in der Tat
realistisch bleiben und das Unmögliche fordern.
Für eine sozialistische Partei der
politischen Vielfalt, die Widersprüche aushalten kann und bedingungslos für eine konfliktbereite
Politik streitet dafür habe ich mich eineinhalb Jahre im Bundesvorstand engagiert und
würde es auch weiterhin tun.
Rote Lilien statt rote Linien wären im
Übrigen auch ganz schön...
...DESHALB BEWERBE ICH MICH NOCH EINMAL
FÜR DEN BUNDESVORSTAND.
Mit diesem Text hat sich der Autor ein weiteres Mal für den Bundesvorstand der WASG beworben. Und
siehe da, der Bundesparteitag vom 19.11. in tiefster westfälischer Provinz hat sich seiner erbarmt.
Jetzt pupst er wieder in die Sessel, die nicht ihm gehören. Fast zur gleichen Zeit hat in der alten
Reichshauptstadt Berlin Gregor Gysi auf dem Landesparteitag der Linkpartei.PDS kurz nachdem diese
mit ihrer Zustimmung zur völligen Abschaffung des Ladenschlussgesetzes, dem Gott des kapitalistischen
Konsumismus gehuldigt und das Übel des Müßiggangs bei den Beschäftigten des
Einzelhandels mit aller Leichtigkeit des Seins bekämpft hat den Programmentwurf der neuen
Linkspartei auf eine griffige Formel gebracht: "Das Leben ist nicht dazu da, um leicht zu sein."
Oh ja, aus der geplanten neuen Partei noch etwas Hübsches zu machen, das wird schwer fallen. Aber wir
strengen uns an. Versprochen.
Thies Gleiss
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