SoZ - Sozialistische Zeitung |
In dem auf dem Filmfestival in Cannes 2006 mit der Goldenen Palme
ausgezeichneten Film über den irischen Unabhängigkeitskrieg schildern der britische Filmemacher
Ken Loach und sein Drehbuchautor Paul Laverty die Antwort einer kleinen ländlichen Gemeinschaft auf
den Terror der britischen Besatzer unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg.
Der Terror der Besatzer und die Gegengewalt
der irischen Paramilitärs werden dabei realistisch in aller Drastik dargestellt, bis an die
Schmerzgrenze der Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Film zeigt die Brutalität, den antiirischen
Rassismus und die Foltermethoden der Black and Tans, der berüchtigten britischen Truppe zur
Bekämpfung des irischen Aufstands, sowie Überfälle und Anschläge der IRA auf die
Besatzer, aber auch die brutale militärische Disziplin der Untergrundkämpfer, die zur
Erschießung eines jungen Informanten führt. Jene, die sie ausführen, sind keine
Psychopathen, die Spaß an der Gewaltausübung haben. Es ist vielmehr die schreckliche Logik des
Kampfes, in dem sie verwickelt sind, die sie dazu bringt.
Anhand der unterschiedlichen Laufbahn
zweier Brüder werden die innerhalb der antibritischen Unabhängigkeitsbewegung vorhandenen
Differenzen verdeutlicht. Damien (Cillian Murphy) und Teddy (Padraic Delaney) befinden sich nach
gemeinsamem Kampf in der IRA mit Beginn des Bürgerkriegs in entgegengesetzten Lagern. Damien
steht für den sozialrevolutionären Aspekt des nationalen Befreiungskampfs. Teddy verteidigt das
Free-State-Abkommen von 1921.
Die alternativen Perspektiven und
Strategien werden im Film mehrfach durch Diskussionen verdeutlicht, die in ihrer in politischen
Filmen anderer Regisseure zumeist fehlenden Authentizität an ähnliche Szenen in Land and
Freedom, Ken Loachs Film über den spanischen Bürgerkrieg, erinnern, wobei sie diesmal nicht mit
Laiendarstellern realisiert wurden.
In den wirklichen Kämpfen im Irland
des Zeitraums um 1920 nahm die im Film auch außer durch Damien durch den Eisenbahner Dan (Liam
Cunningham) repräsentierte, sich auf den Marxisten James Connolly berufende sozialrevolutionäre
Tradition nur einen geringen Raum ein. Der Film widerspiegelt dies hauptsächlich durch das tragische
Ende, bei dem der Bürgerkrieg buchstäblich zum Bruderkrieg wird.
Bei wem dabei die Sympathien von Ken Loach
und Paul Laverty liegen, darüber besteht kein Zweifel. Und die Parallele zu Besatzung und Widerstand
im Irak ist von den Autoren selbst mehrfach gezogen worden (siehe das Interview auf dieser Seite). Der Film
zeigt aber auch, dass es nicht genügt, nur die Fahne auszuwechseln, dass es soziale und ideologische
Widersprüche im Lager des Widerstands gibt und dass es für diejenigen, für die der Kampf
gegen nationale Unterdrückung auch der Kampf für soziale Emanzipation bedeutet, auf diese
Widersprüche keine einfachen Antworten gibt.
Hans-Günter Mull
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04