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SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Februar 2007, Seite 20

Vom Unabhängigkeitskampf zum Bürgerkrieg

Der historische Hintergrund zu Ken Loachs Film

Ostern 1916, Mitten im Ersten Weltkrieg, versuchen die revolutionäre Geheimorganisation Irish Republican Brotherhood, die bewaffnete Organisation der Irish Volunteers sowie die Irish Citizen Army des Sozialisten und Marxisten James Connolly in Dublin einen Aufstand gegen die britische Besatzung. Der Aufstand wird niedergeschlagen, aber die Hinrichtung ihrer Anführer — darunter James Connolly — und die anschließende Repression treiben die Bevölkerung in die Arme des republikanischen Separatismus der linksnationalistischen Partei Sinn Féin. Bei den Wahlen vom Dezember 1918 gewinnt Sinn Féin eine große Mehrheit im ganzen Land, außer im Nordosten. Ihre gewählten Abgeordneten weigern sich ihre Sitze im Parlament in London einzunehmen und errichten ein autonomes Parlament (Dáil Eireann). Diese Unabhängigkeitserklärung erhält keinerlei internationale Anerkennung und der Dáil wird von den Briten für ungesetzlich erklärt; die Republik Irland geht in den Untergrund.
Eine echte Gegenmacht wird etabliert, mit eigener Justiz und eigenen Tribunalen. Die Eisenbahner verweigern den Transport englischer Truppen oder militärischen Materials. Die Streitkräfte des Empire werden von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) angegriffen. Ein erbitterter Kampf beginnt. Die Briten entsenden Spezialeinheiten der Polizei zur Aufstandsbekämpfung: eine aus ehemaligen Offizieren, eine weitere aus demobilisierten Weltkriegssoldaten, die berüchtigten Black and Tans, so genannt nach der Farbe ihrer Uniformen. Festnahmen und Razzien zwingen die IRA, mobile und besser ausgebildete Einheiten aufzustellen: ihre Flying Columns operieren mit dem Legen von Hinterhalten auf dem Lande. Die Briten antworten mit Razzien und Plünderungen und brennen Wohnhäuser ab. Eine Spirale der Gewalt und der Repressalien.
Im Spätsommer ist der Unabhängigkeitskrieg voll entbrannt. Im Juli 1921 wird ein Waffenstillstand geschlossen. Das Ende 1921 von Großbritannien und Irland unterzeichnete Free-State-Abkommen gesteht Irland den Status eines "Freistaats" innerhalb des britischen Commonwealth zu. Weit davon entfernt die Ziele von Sinn Féin zu verwirklichen, opfert dieser Vertrag die Einheit Irlands, denn sechs Grafschaften der Region Ulster verbleiben im Vereinigten Königreich (die Wurzel des Nordirlandkonflikts). Ferner müssen die Abgeordneten des Parlaments des Free State der britischen Krone den Treueid leisten.
Die revolutionäre Bewegung spaltet sich. Die Befürworter des Abkommens sehen in ihm das äußerste, was unter den gegebenen Bedingungen zu erreichen ist, und die einzige Alternative zum Ultimatum der Briten, "einem sofortigen und schrecklichen Krieg". Sie übernehmen die Macht mit Unterstützung der Engländer und des irischen Establishments. Die Republikaner leisten Widerstand und in einem blutigen Bürgerkrieg prallen ehemalige Kampfgefährten aufeinander. Die republikanischen Gegner des Abkommens sind anfangs zahlreicher, aber die von den Briten unterstützte Armee des Free State siegt in weniger als einem Jahr.

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