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In Wroclaw versammelten sich am 19.April 1500 Menschen zu einer Demonstration
die erste größere Demo nach 20 Jahren.
Aufgerufen hatte das "Komitee zum
Schutz und zur Verteidigung unterdrückter Arbeiter" (KPiORP), das von der Gewerkschaft Sierpien
80 (August 80) unterstützt wurde. Dem Aufruf folgten Mitglieder der Gewerkschaft "Initiative
für Arbeit", verschiedene Bewegungen wie Lepszy Swiat, Attac, Spoleczenstwo Aktywne und die PPP
(Polnische Partei der Arbeit), "Junge Sozialisten" und Anarchisten. Die Demo begann am Sitz der
Firma Impel, die sich durch besonders fiese Unterdrückungsmethoden hervortut.
Im Vorfeld gab es Vorwürfe einer
großen Gewerkschaft, die KPiORP störe mit ihrer Initiative den Arbeitsfrieden bei der Firma Impel
und gefährde Arbeitsplätze. Diese Firma tue sich durch besonderes soziales Engagement
gegenüber den Arbeitern hervor. Impel selbst warf den Veranstaltern Rufmord vor.
Die Gewerkschaft Sierpien 80 erstellte
daraufhin einen Bericht, indem sie die ihr bekannten Fakten zusammentrug. Als Grundlage dienten Aussagen
und Berichte von Betroffenen wie auch von Angestellten, die Einblick in die Personalpolitik haben. Der
Bericht wurde am Eingang des Betriebs hinterlassen, weil niemand von der Geschäftsleitung ihn entgegen
nehmen wollte. Dabei wurde nochmals betont, Impel sei ein Synonym für die Unterdrückung von
Arbeitern, allerdings sei sie nicht die einzige Firma. Die Gewerkschaft unterrichtete die
Öffentlichkeit, sie wolle jetzt laufend eine Liste der Betriebe erstellen, die sich besonders negativ
hervortun.
Vor dem Betrieb sprachen auch einige
Betroffene aus verschiedenen Unternehmensbereichen, Kollegen, die wegen ihres gewerkschaftlichen
Engagements entlassen worden waren. Vor etwa einem Jahr waren Arbeiter von einer Sicherheitsfirma von Impel
bei einer Betriebsbesetzung verprügelt worden das war der Anlass, das KPiORP zu gründen.
Impel ist mit 30000 Beschäftigten im
Dienstleistungsbereich (Wachschutz, Reinigung, Catering) für Betriebe tätig. Darunter sind auch
5500 Behinderte, weshalb Impel Zuschüsse des Staates erhält. Impel untersteht auch eine
Zeitarbeitsfirma. Der Versuch, in der Firma eine Gewerkschaftsgruppe zu bilden, hat zur Entlassung eines
Arbeiters geführt. Damit wollte die Firma von Anfang an ein Zeichen setzen und die Arbeiter auch in
anderen Bereichen davon abschrecken.
Verschiedene Redner brachten ihre
Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck. Ein Vertreter von Attac Deutschland erklärte, nicht
der berühmte polnische Klempner oder die Putzfrau seien die Feinde deutscher Arbeiter, sondern die
Arbeitgeber und die neoliberalen Regierungen. Vom Stadtrand ging es dann in die Innenstadt zum
Regionalbüro der regierenden PiS. Dort sollte mit dem Bericht auch eine Gesetzesinitiative
übergeben werden. Die Türen waren auch dort geschlossen.
Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld am
5.April wurde ein Vorschlag für einen Gesetzesentwurf an das polnische Parlament vorgestellt, mit die
gesetzlichen Grundlagen für Leiharbeiter verbessert werden sollen. So sollen Arbeiter nach drei
Monaten von den Betrieben übernommen werden, in denen sie bisher gearbeitet haben, und somit nicht
mehr Angestellte der Zeitarbeitsfirmen sein. Bisher gilt, dass die Zeitarbeitsfirmen die Arbeiter zweimal
"beschäftigen" können. Im Augenblick wird das recht häufig praktiziert, auch von
Volkswagen in Poznan, Elektrolux in Siewierz und vielen Firmen in Lódz. Außerdem sollen
Leiharbeiter nicht mehr als 10% der Belegschaft stellen.
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