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Arbeitsmigration ist die profitabelste Form des Welthandels, mit geringen
Investitionen in Kapital und geringen Risiken für das entsendende Land. Die Hoffnungen auf
Geldrückflüsse in Form von Überweisungen sind groß.
Die philippinische Regierung unter
Präsidentin Gloria Arroyo setzt die Arbeitsmigration als zentrales Mittel ein, um gegen die von der
neoliberalen Politik verursachte ökonomische Krise vorzugehen. Menschen sind jetzt die bedeutendste
Exportware, der größte Teil der verschickten Arbeitskräfte besteht aus Frauen. Die Regierung
reagiert damit auf den Bedarf nach Arbeitskräften in den entwickelten Ländern in Bereichen
wie Hausarbeit, Versorgung der älteren Bevölkerung und anderen Dienstleistungen. Wie aggressiv
dieser Menschenhandel betrieben wird, wurde während der Kriege im Libanon und im Irak deutlich, als
Präsidentin Arroyo ankündigte, sie werde weitere "Supermaids" in Länder des Nahen
Ostens schicken, während andere Regierungen ihre Bürger aus diesen Ländern evakuierten.
Die wirtschaftlichen Indikatoren der
Philippinen zeigen, dass die Überweisungen der im Ausland lebenden Filipinas höher sind als die
ausländischen Direktinvestitionen im Land. Die jährlichen Überweisungen belaufen sich auf
1214 Milliarden US-Dollar. Diese Zahl berücksichtigt nur diejenigen, die legal im Ausland
arbeiten, dabei bleiben viele Filipinas, die in Haushalten oder anderen Dienstleistungsbereichen arbeiten,
unberücksichtigt.
Die philippinische Regierung benötigt
diese Überweisungen dringend als Ausgleich für die fehlende Finanzierung sozialer
Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Erziehung, um die Inlandsnachfrage anzuregen und um die
jährlichen Haushaltsdefizite auszugleichen. Da die Einkommen aus dem Geschäft mit der
Arbeitsmigration nicht produktiven Investitionen zugute kommen, bedeutet dies, dass die Arbeitsmigranten
für immer im Ausland bleiben müssen, damit ihre Familien überleben können; ihre Chancen
auf Rückkehr in ein wirtschaftlich korruptes und bankrottes Land werden immer geringer.
Im Jahr 2003 waren 70% der philippinischen Arbeitsmigranten Frauen. Die meisten von ihnen sind zwischen
25 und 29 Jahren alt und leben und arbeiten in mehr als 192 Ländern. Viele sind in traditionellen
Frauenberufen beschäftigt. In der Mehrzahl lassen sie ihre Familie zurück, die Kinder werden von
den Großeltern, männlichen Partnern und weiblichen Verwandten aufgezogen. Das Paradox der
Feminisierung der Arbeitsmigration ist, dass Frauen, die ihre reproduktive Funktion in der eigenen Familie
aufgegeben haben, um ihre Arbeitskraft auf dem Weltmarkt anzubieten, diese Funktion nun in Familien der
Ersten Welt ausüben. In ihren Heimatfamilien haben nun Männer das Sagen. Untersuchungen zeigen,
dass sich das Kaufverhalten dieser Familien ändert: Es gibt Shoppingtouren und höhere Ausgaben
für Luxusgüter und andere Waren, die nicht zum grundlegenden Bedarf gehören.
Arbeitsmigrantinnen, die in
Privathaushalten in Europa, dem Nahen Osten, den USA und Asien arbeiten, tun dies größtenteils
inoffiziell. Ihnen werden grundlegende Arbeits- und Menschenrechte verweigert. Immer mehr von ihnen werden
Opfer von sexuellem Missbrauch, Menschenhandel und Prostitution.
Die philippinische Regierung stilisiert die
Arbeitsmigrantinnen zu den neuen Heldinnen des Landes, weil sie die abflauende Wirtschaft retten und sich
selbst dem globalen Kapitalismus zum Opfer bringen. Tatsächlich nutzen ihre Überweisungen nur dem
Staat, der die Sozialleistungen kürzt, und den weltweiten Kapitalisten, die ihre Waren leichter in den
liberalisierten Ökonomien von Drittweltländern absetzen können.
Die Überweisungen von Arbeitsmigranten spielen für die Ökonomien vieler
Entwicklungsländern eine weitaus höhere Rolle als die offizielle Entwicklungshilfe oder
ausländische Direktinvestitionen. 167 Milliarden US-Dollar werden schätzungsweise jährlich
weltweit von Arbeitsmigranten überwiesen, etwa 60% davon gehen in Entwicklungsländer. Die
Schätzungen sind allerdings ungenau, denn viele Überweisungen laufen über private,
inoffizielle Kanäle.
Trotz dieses enormen Geldstroms verbessern
sich die Entwicklungsperspektiven des Heimatlandes dadurch nicht besonders. Die Philippinen haben
große Schwierigkeiten, die Überweisungen nachhaltig produktiv anzulegen. Wie die meisten
Drittweltländer haben sie nur eine geringe Kontrolle über die Zusammensetzung des Exports von
Arbeitskräften. Sie sind vielmehr von der Nachfrage ausländischer Arbeitsmärkte
abhängig, die möglicherweise keinen Bezug zur "überschüssigen" Arbeitskraft
im Inland hat. Die Philippinen haben sich darauf konzentriert, ausgebildete Arbeitskräfte für
ausländische Märkte zu "produzieren", beeinflussen aber nicht das internationale
Angebot und die internationale Nachfrage.
Die durchschnittliche Überweisung aus
Europa oder den USA beträgt 150-200 US-Dollar monatlich. Nur ein sehr geringer Teil davon geht in die
Schaffung von Arbeitsplätzen oder in den Erwerb von Eigentum.
Weit davon entfernt produktiv zu sein,
erhöhen Überweisungen die Ungleichheit, sie stimulieren den Konsum importierter Güter,
treiben die Preise für Erziehung und Gesundheit in die Höhe und führen zu Abhängigkeit.
Der reale Wert des Geldes wird darüber hinaus reduziert, denn die Wechselkurse sind zu niedrig
für schwache Währungen. Hinzu kommen die Überweisungsgebühren. So steigern
Überweisungen vornehmlich die Profite ausländischer Banken und unterstützen die Verbreitung
von Unternehmen im Bereich des Währungsumtauschs und des Geldtransfers.
Globale Kapitalisten sind die
Hauptnutznießer der Arbeit der Migrantinnen in privaten Haushalten, denn sie müssen kaum etwas
für die Reproduktion der Arbeitskraft bezahlen. Dies gilt insbesondere für Migrantinnen ohne
Papiere, deren Bezahlung extrem niedrig ist und die keine Sozialleistungen beziehen weder
Krankenversicherung, noch Krankengeld, Rentenversicherung oder bezahlten Urlaub.
Illegale Arbeitsmigranten organisieren sich
jetzt in vielen Ländern. Die Bewegung der "Sans Papiers" in Frankreich begann vor zehn
Jahren. Vor kurzem gab es massive Demonstrationen in den USA und in Großbritannien. In den
Niederlanden entsteht eine Kampagne zur Anerkennung der zum allergrößten Teil weiblichen
Hausarbeit als Erwerbsarbeit und für eine Regulierung der Arbeit ausländischer Hausangestellter.
Es ist von großer Wichtigkeit, dass diese Arbeiterinnen und Arbeiter die volle Unterstützung der
Linken und der Arbeiterbewegung erhalten.
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