SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2007, Seite 04

Die Lösung

Kolumne von Thies Gleiss

Undine Kurth ist parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion und offensichtlich erklärte Anti- Zionistin. Dass der Antrag von Robert Zion auf dem Sonderparteitag der Grünen zum Militäreinsatz in Afghanistan eine Mehrheit erhielt und das bizarre Begehren des Parteivorstands, gleichermaßen Ja und Nein und damit gar nichts zum Militäreinsatz am Hindukusch zu sagen, abgelehnt wurde, veranlasste sie zu einer tollen Rumpelstilziade: Trotz des Parteitagsbeschlusses, werde sie allen drei Kriegsmandaten zustimmen. "Ich habe nicht die DDR hinter mich gebracht, wo mir eine zentrale Parteileitung vorgeschrieben hat, wie ich zu denken und zu stimmen habe, um jetzt mein Abstimmungsverhalten von der Weisheit der Entscheidung eines Parteitages abhängig zu machen."
Der Grünen-Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit hat das Stimmverhalten seiner Parteitagsdelegierten ebenfalls merkwürdig ambivalent kommentiert, und wir wissen nicht, meint er sich selbst oder die anderen: "Bei den Grünen erhält man für großen Schwachsinn besonders viel Beifall." Für den Fall der Annahme des Vorstandsantrags hatten wir ja schon eine Erklärung vorbereitet, dass es sinnvoll wäre, die Partei der Grünen zwangsweise aufzulösen, weil sie eine gemeingefährliche Selbstverblödung betreibt. Nun haben die Delegierten es zwar anders gewollt, doch die Reaktion der Frau Kurth und des Herrn Cohn-Bendit bringt uns erneut ins Grübeln.
Ein zufälliger Klick in die "Chatzi-News", der Internetseite des Dr. Jorgo Chatzimarkakis, auch ein Europaabgeordneter und Generalsekretär der FDP im Saarland, offenbarte allerdings eine noch viel elegantere Lösung zur Entsorgung des Grünen-Mülls. Diese Westerwelle von der Saar forderte im Stern-Interview die Fusion der FDP mit den Grünen. Genau das ist es! Das wäre, so Chatzimarkakis, die Vereinigung des alten und des neuen Bürgertums.
Hut ab, vor dieser visionären Analyse. Wir haben schon mehrfach an dieser Stelle prophezeit, dass die Regierungskoalition der Zukunft aus CDU und Grünen bestehen und eine Politik des ökologisch aufgeklärten Kapitalismus betreiben wird. Altes und neues Bürgertum vereinigt euch. Dank Chatzi ist jetzt ein praktischer Weg dorthin beschrieben, der obendrein das Problem der Guido-Eitelkeit und des sich selbst blockierenden Parteienkartells knacken könnte. Und auch der seit einiger Zeit tobende Streit unter Parteienforschern, wer denn nun die wirkliche Partei der Besserverdienenden sei, könnte wunderbar gelöst werden.
Während des Spiegels Lieblingsexperte Jürgen Falter die Grünen vor der FDP liegen sieht und schon seit 2000 den Anhängern der Grünen das höchste Durchschnittsgehalt und die größte Zahl an Spitzenverdienern bescheinigte, so ermittelte Forsa in einer Vierjahresstudie gerade, dass die FDP-Gemeinde ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 2745 Euro hätte, die Grünen dagegen nur 2620. Die weitere Reihenfolge ist dann: CSU (2600 Euro), CDU (2580 Euro), SPD (2380 Euro) und als Schlusslicht die Linke mit 2050 Euro.
Wenn jetzt Grüne und FDP fusionieren und vielleicht auch die eine oder andere Doppelnamenbeziehung mit gemeinsamen Haushalt dabei herauskommt — in was für Höhen würde dann wohl das Einkommen steigen. Und welche prachtvollen Möglichkeiten und Anlässe ergäben sich für Linke, jetzt wirklich mit der Enteignung und Umverteilung anzufangen. Die Klassenanalyse wäre wieder so schön einfach, dass auch ein Linkskeynesianer mal was richtiges schreiben könnte. Kurz: wir sind begeistert von Chatzis Vorschlag und versprechen für seine sofortige Einlösung zu kämpfen. Und der Namen der neuen Partei wäre aus den Buchstaben Fdpgrüne schnell gefunden: G‘Pfründe.


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