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Undine Kurth ist parlamentarische
Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion und offensichtlich erklärte Anti-
Zionistin. Dass der Antrag von Robert Zion auf dem Sonderparteitag der Grünen zum Militäreinsatz
in Afghanistan eine Mehrheit erhielt und das bizarre Begehren des Parteivorstands, gleichermaßen Ja
und Nein und damit gar nichts zum Militäreinsatz am Hindukusch zu sagen, abgelehnt wurde, veranlasste
sie zu einer tollen Rumpelstilziade: Trotz des Parteitagsbeschlusses, werde sie allen drei Kriegsmandaten
zustimmen. "Ich habe nicht die DDR hinter mich gebracht, wo mir eine zentrale Parteileitung
vorgeschrieben hat, wie ich zu denken und zu stimmen habe, um jetzt mein Abstimmungsverhalten von der
Weisheit der Entscheidung eines Parteitages abhängig zu machen."
Der Grünen-Europaabgeordnete Daniel
Cohn-Bendit hat das Stimmverhalten seiner Parteitagsdelegierten ebenfalls merkwürdig ambivalent
kommentiert, und wir wissen nicht, meint er sich selbst oder die anderen: "Bei den Grünen
erhält man für großen Schwachsinn besonders viel Beifall." Für den Fall der
Annahme des Vorstandsantrags hatten wir ja schon eine Erklärung vorbereitet, dass es sinnvoll
wäre, die Partei der Grünen zwangsweise aufzulösen, weil sie eine gemeingefährliche
Selbstverblödung betreibt. Nun haben die Delegierten es zwar anders gewollt, doch die Reaktion der
Frau Kurth und des Herrn Cohn-Bendit bringt uns erneut ins Grübeln.
Ein zufälliger Klick in die
"Chatzi-News", der Internetseite des Dr. Jorgo Chatzimarkakis, auch ein Europaabgeordneter und
Generalsekretär der FDP im Saarland, offenbarte allerdings eine noch viel elegantere Lösung zur
Entsorgung des Grünen-Mülls. Diese Westerwelle von der Saar forderte im Stern-Interview die
Fusion der FDP mit den Grünen. Genau das ist es! Das wäre, so Chatzimarkakis, die Vereinigung des
alten und des neuen Bürgertums.
Hut ab, vor dieser visionären Analyse.
Wir haben schon mehrfach an dieser Stelle prophezeit, dass die Regierungskoalition der Zukunft aus CDU und
Grünen bestehen und eine Politik des ökologisch aufgeklärten Kapitalismus betreiben wird.
Altes und neues Bürgertum vereinigt euch. Dank Chatzi ist jetzt ein praktischer Weg dorthin
beschrieben, der obendrein das Problem der Guido-Eitelkeit und des sich selbst blockierenden
Parteienkartells knacken könnte. Und auch der seit einiger Zeit tobende Streit unter
Parteienforschern, wer denn nun die wirkliche Partei der Besserverdienenden sei, könnte wunderbar
gelöst werden.
Während des Spiegels Lieblingsexperte
Jürgen Falter die Grünen vor der FDP liegen sieht und schon seit 2000 den Anhängern der
Grünen das höchste Durchschnittsgehalt und die größte Zahl an Spitzenverdienern
bescheinigte, so ermittelte Forsa in einer Vierjahresstudie gerade, dass die FDP-Gemeinde ein
durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 2745 Euro hätte, die Grünen dagegen nur 2620. Die
weitere Reihenfolge ist dann: CSU (2600 Euro), CDU (2580 Euro), SPD (2380 Euro) und als Schlusslicht die
Linke mit 2050 Euro.
Wenn jetzt Grüne und FDP fusionieren
und vielleicht auch die eine oder andere Doppelnamenbeziehung mit gemeinsamen Haushalt dabei herauskommt
in was für Höhen würde dann wohl das Einkommen steigen. Und welche prachtvollen
Möglichkeiten und Anlässe ergäben sich für Linke, jetzt wirklich mit der Enteignung und
Umverteilung anzufangen. Die Klassenanalyse wäre wieder so schön einfach, dass auch ein
Linkskeynesianer mal was richtiges schreiben könnte. Kurz: wir sind begeistert von Chatzis Vorschlag
und versprechen für seine sofortige Einlösung zu kämpfen. Und der Namen der neuen Partei
wäre aus den Buchstaben Fdpgrüne schnell gefunden: GPfründe.
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