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Vor 30 Jahren war nicht nur in der afroamerikanischen Community jazziger Funk
angesagt. So war es keine Besonderheit, als sich 1975 in Washington D.C. vier afroamerikanische Musiker zur
Jazzfunkband Mind Power zusammenfanden. Doch bald verfielen sie dem Punkrock, was dann doch zu einigem
Aufheben führte. 1979 ging die Band nach Auftrittsverboten in fast ganz Washington D.C. nach New York
City und nahm dort nahmen H.R. (Gesang), Gary Miller (Gitarre), Earl Hudson (Schlagzeug) und Darryl Jenifer
im Dezember als Bad Brains ihre erste Single auf. Der Name ging auf den Song "Bad Brain" von den
Ramones zurück.
Die Band spielte "Cross over",
als es diesen Begriff noch nicht gab. Als Fans von Black Sabbath und den Sex Pistols waren die Musiker
über ein Bob-Marley-Konzert dermaßen begeistert, dass sie auch noch Reggae als Genre in ihr
Repertoire aufnahmen. Sie folgten ihrem Idol nicht nur in vielen Titeln musikalisch, sondern schlossen sich
auch der Rastafari-Gemeinde an. Das sorgte allerdings für Ärger in der Anfang der 80er Jahre
entstehenden Hardcore-Szene, für die sie allerdings mit der Gruppe Blag Flag als stilbildend gelten.
Einige großartige Alben wurden von den Bad Brains bis in die 90er Jahre veröffentlicht.
Allerdings hat sich die Band fast so oft aufgelöst, wie sie Platten und CDs veröffentlichte. In
ihrer Originalbesetzung kamen sie im Herbst 2006 wieder zusammen.
Wenn sie nach ihren musikalischen Wurzeln
gefragt werden, nennen Gruppen wie Rage against the machine oder Beasty Boys an erster Stelle die Bad
Brains. So ist es nicht verwunderlich, dass die Band sich Adam Yauch, besser bekannt unter dem Kürzel
MCA, mit dem er bei den Beastie Boys aktiv ist, als Produzent holten. Adam Yauchs Anteil an diesem Album
ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Vor allem die Verfremdung der Gesangsstimme in vielen
Stücken trägt seine Handschrift und gibt der Produktion eine besondere Note. Die Mischung aus
Hardcore, Punk und Reggae hat aber den Hauch der Überraschung lange verloren. All diese
Musikrichtungen sind im Laufe der Jahre neue Wege gegangen und so ist es nicht verwunderlich, dass die
Musik der Bad Brains heute für kein Auftrittsverbot mehr sorgen wird. Im Gegenteil, sie sind Headliner
bei Festivals und Live und werden nicht selten als die Hardcore-Legende aus Washington D.C.
angekündigt.
Build a Nation ist die erste Studioplatte
der vier seit über zehn Jahren. Sie kommt allerdings nicht an die großen Alben der Band wie I
Against I heran. Die Texte des Jahres 2007 schwanken immer noch zwischen verquerer Rastarfari-Ideologie und
verkifftem Nonsens, was vielleicht eingeschworene Reggae-Fans begeistern mag, beim Rest der potenziellen
Konsumenten lediglich ein Kopfschütteln hervorrufen kann. Auch musikalisch ist alles beim Alten
geblieben. Zwar eröffnet "Give Thanks And Praises" die Scheibe noch ansatzweise interessant
mit Hardcore-Riffs und einem seltsam verfremdeten Singsang von H.R. "Jah People Make The World Go
Round" setzt beim Tempo an alten Hoch-Zeiten der Band an, aber die sind eben lange vorbei. Der Band
liegen heute eindeutig eher die melodischeren Stücke wie "Pure Love" oder der Titeltrack, in
dem der Gesang an Mike Patton erinnert. Überzeugender als die Hardcore-Passagen sind daher eher die
Reggae-Stücke, wie das dubbige "Matty Dreadlocks" oder "Jah Love", auf dem als
Gast Jamie Saft an den Keyboards überzeugt.
Zur Vorstellung ihrer neuen CD kommen die
Bad Brains zu einem Konzert nach Deutschland. Das wird am 13.10. in Köln in der Live Music Hall
stattfinden und Live gehören die Bad Brains gerade aufgrund ihrer Vielseitigkeit immer noch zu den
besonders sehens- wie hörenswerten Bands.
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