SoZ - Sozialistische Zeitung

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SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Oktober 2007, Seite 22

Mord & Todschlag

Richard Rayner: Das dunkle Herz der Wüste, München: dtv, 2006, 371 S., 14,50 Euro

Walter Mosley: Little Scarlet, Frankfurt: Fischer, 2007, 304 S., 9,95 Euro

"Wenn Sie keine Schutzbrille haben, schauen Sie bitte nicht hin. Ich habe gehört, das wird eine große. Wir möchten nicht, dass Ihnen die Augen rausfallen." Im Obersten Geschoss eines Casinos in Las Vegas versammeln sich illustre Gäste, um bei Musik und Martinis die Explosion einer Atombombe zu beobachten. 1956 hat die Mafia Las Vegas schon im Griff.Paul Mantilini hat den zynischen Architekten Maurice Valentine unter seine Fittiche genommen und Großes mit ihm vor. Es geht nicht nur um Hotelneubauten und das Projekt einer Traumsiedlung in der Wüste von Nevada. Valentine soll auch als Senator aufgebaut werden, um direkte Einflussnahme auf politische Entscheidungen nehmen zu können, denen der amtierende Boss im Wege steht. Der Emporkömmling Valentine kann sich das gut vorstellen, gepuscht von seiner Frau lässt er sich auf den Pakt ein. Moralische Bedenken hatte er schon vor Jahren nicht, als er seinen alten Freund und Gönner, den Stararchitekten Barragan fallen ließ, als dieser in die Fänge des Komitees für Unamerikanische Umtriebe geriet. Und noch einmal verrät er ihn, als er ihm dessen Freundin bedenkenlos ausspannt. Dass beider Begegnung nicht so zufällig ist, wie er annimmt, bemerkt er erst, als er mit einer Schussverletzung im Krankenhaus aufwacht.
Neun Jahre später spielt Walter Mosleys Roman Little Scarlet. Schauplatz ist Los Angeles, besonders im Stadtteil Watts ist es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen und der Polizei gekommen, Geschäfte wurden geplündert, Weiße angegriffen.
Easy Rawlins, inoffizieller Ermittler und Schulhausmeister, hat sich aus den Kämpfen herausgehalten, obwohl er die Beweggründe zutiefst verstehen kann und selber vor Wut kocht angesichts der alltäglichen Diskriminierungen und Polizeiwillkür gegenüber seinen Leuten. Umso erstaunter ist er, als ein Detective des L.A. Police Department ihn in seinem Büro aufsucht und ihn um Mithilfe bittet: Eine junge Frau, die einem weißen Autofahrer zur Flucht verholfen haben soll, ist ermordet aufgefunden worden. Ein heikler Fall, denn die aufgeheizte Situation in der Stadt muss beruhigt werden und anders als üblich soll das Verbrechen aufgeklärt werden — auch wenn der Täter ein Weißer ist. Widerwillig lässt sich Rawlins von dem Polizeichef einspannen, trotz der diskriminierenden Haltungen der Beamten.
Seit seinem Erstlingswerk Teufel in Blau beschreibt Walter Mosley das Leben der schwarzen Gesellschaft im Los Angeles der 50er und 60er Jahre, die Suche nach Identität, die brüchigen und problemgeladenen Beziehungen zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und den durch gesellschaftliche Ausgrenzung erzeugten Selbsthass, der zu individuelle Katastrophen führt.

Udo Bonn


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