SoZ - Sozialistische Zeitung |
Der Streifzug über die diesjährige Frankfurter Buchmesse zeitigte
bei mir ein erstaunliches Ergebnis: Nicht die Flut teilweise kurzlebiger Neuerscheinungen landete zum
Schluss im Geschenkkorb, sondern klassische "Standardwerke", die jetzt wieder verfügbar sind
oder in neuen Ausgaben vorliegen und hier kurz vorgestellt werden sollen.
Vom langjährigen SoZ-Autor Winfried Wolf ist jetzt der Nachfolger seines lange vergriffenen Klassikers
Eisenbahn und Autowahn erschienen: Verkehr. Umwelt. Klima. Auch diesmal handelt es sich um eine komplette
Darstellung zur Geschichte und Gegenwart des Verkehrs und eine vernichtende Kritik einer Verkehrspolitik,
die auf Auto-, Flugzeug- und Seeverkehr setzt und fossile und damit endliche Brennstoffe verbraucht. Neu
ist die systematische Herausarbeitung des Zusammenhangs zwischen überflüssigem Verkehr, der nur
der extrem arbeitsteiligen Produktion der globalisierten Ökonomie geschuldet ist, und den Folgen
für den Klimawandel. So stecken z.B. in einem Joghurtbecher 2007 50% mehr Transportkilometer als 1987!
Wolf bleibt jedoch nicht bei der Analyse stehen, sondern präsentiert in Kapitel V die Umrisse einer
alternativen Verkehrsplanung: "Die 7 Tugenden einer alternativen Verkehrsorganisation".
Erfreulich ist, dass das Nachfolgewerk mit 495 Seiten kompakter und prägnanter ausgefallen ist, eher
schade dagegen, dass der Verlag sich nicht zu einer haltbaren Hardcover-Ausgabe durchringen konnte.
Aus aktuellem Anlass hier noch die neue
Broschüre von Winfried Wolf, die im Rahmen des "Bündnis Bahn für alle" als
Spezial-Nr.21 vom isw herausgegeben wurde:
Mit Hochgeschwindigkeit aufs falsche Gleis.
Bahnprivatisierung in Deutschland und international (Preis: 3 Euro zzgl. Porto; Bestelladresse: isw,
Johann-v.-Werth-Str.3, 80639 München, www. isw-muenchen.de).
Normalerweise lässt mich der "normale Literaturbetrieb" mit seinen Preisverleihungen und
Ehrungen eher kalt. 2007 bekam nun Saul Friedländer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, und
in Zusammenhang damit veröffentlichte der C.H.Beck Verlag eine preiswerte einbändige
Sonderausgabe seines Klassikers Das Dritte Reich und die Juden. Ohne Zweifel stellt neben Die Vernichtung
der europäischen Juden des im August 2007 verstorbenen Raul Hilberg dieses Buch den herausragenden
Versuch einer auch subjektiv bewegenden Gesamtdarstellung dar, der "die klassische Triade der Gewalt:
die Täter und ihre Obsessionen, die Opfer und ihre Verzweiflung, die schweigende Menge der Zuschauer
mit ihrer Lust und ihrem Schrecken und wenige, zu wenige Retter dokumentarisch genau, stilsicher und
mitleidend beschreibt" (Stiftungsrat für die Verleihung des Friedenpreises).
Viele Schulungskurse und Lesekreise haben sich seit 1968 am Kapital von Karl Marx versucht und sind oft an
der komplizierten Struktur des Werkes gescheitert. Die jetzt bei Faber&Faber, Leipzig, erschienene,
zweibändige Ausgabe des Kapital, Band 1, illustriert von Klaus Waschk, macht Lust, sich erneut und mit
mehr Gewinn an das Marxsche Hauptwerk heranzuwagen. Diese erste große illustrierte Ausgabe ist
durch das Großformat lesefreundlich und hervorragend ausgestattet. Danke für den verlegerischen
Mut, den belletristischen illustrierten Erstausgaben jetzt auch diese "singuläre" Ausgabe
eines sozialwissenschaftlichen Klassikers an die Seite zu stellen!
Die emanzipatorischen und sozialistischen Wurzeln des 68er Aufbruchs sind durch den langen Marsch durch die
Institutionen und die neoliberale und den Krieg befürwortende Politik der sog. "rot-
grünen" Bundesregierung teilweise ausgeführt durch ehemalige Beteiligte an der 68er
Bewegung für die heutige Generation junger Linker gründlich diskreditiert und
zugeschüttet worden. Ein altes und doch neues Buch hilft, diese Wurzeln wieder freizulegen.
30 Jahre nach seinem ersten Erscheinen hat
jetzt der Klartext Verlag eine überarbeitete und erweiterte Ausgabe der Kleinen Geschichte des SDS
(von Tilmann P.Fichter und Siegward Lönnendonker) herausgebracht, der die bedeutendste Struktur
für den damaligen Aufbruch war. Zwei Namen versinnbildlichen die Radikalisierung des ursprünglich
SPD-frommen Studentenverbands: 1947 wurde der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt zum Vorsitzenden
für die britische Besatzungszone gewählt, 1968 vertrat Rudi Dutschke den SDS als Wortführer
der Studentenbewegung.
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Sozialistische Hefte für Theorie und Praxis Sonderausgabe der SoZ 42 Seiten, 5 Euro, |
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