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Das war zu erwarten: Am 21.Januar brachen weltweit die Aktienkurse ein. Der
Dax stürzte an einem Tag um 7,3% ab so stark wie zuletzt nach den Anschlägen auf das World
Trade Center am 11.September 2001. 63 Mrd. Euro Börsenwert der 30 größten deutschen
Aktiengesellschaften wurden auf einen Schlag vernichtet. Mit dem Dax rauschten auch die Aktienindizes des
europäischen Stoxx 50 (6,4%), des japanischen Nikkei (4%), des britischen FTSE (4%)
und der chinesischen Börse (5%) in die Tiefe. Der indische Sensex-Index erlitt den
zweitgrößten Verlust der indischen Wirtschaftsgeschichte. Die US-Börsen blieben an dem Tag
verschont, weil es ein Feiertag war. Börsenanalysten sprachen von einem "Schwarzen Montag"
in Anlehnung an den Schwarzen Freitag 1929.
Die Kursstürze folgten der
Veröffentlichung der Ergebnisse des 4.Quartals 2007 einiger US-Banken sowie des Immobilienfinanzierers
Hypo Real Estate, der SachsenLB und der WestLB in Deutschland in der vorangegangenen Woche . Eine Rezession
in den USA gilt jetzt als sicher die kann auch das von George W. Bush angekündigte
Konjunkturprogramm von 145 Mrd. US-Dollar nicht mehr aufhalten. Niemand glaubt mehr, dass die
Wirtschaftswunderkinder China und Indien ein Übergreifen der Rezession auf Europa noch aufhalten
könnten trotz ihrer wirtschaftlichen Schwäche sind die USA immer noch für 60% der
weltweiten Nachfrage verantwortlich.
Und das ist erst der Anfang: Längst
noch nicht alle Großbanken haben ihre Schlussbilanzen für 2007 veröffentlicht.
Schätzungen gehen davon aus, dass die Banken weltweit durch die Immobilienkrise 300 Mrd. US-Dollar
verloren haben. "Davon ist in den bislang bekannten Bilanzen der Kreditinstitute noch nicht einmal die
Hälfte aufgetaucht", zitiert die Süddeutsche Zeitung (22.1.) Aussagen aus
Börsenkreisen.
Die in der Tagespresse
veröffentlichten Kommentare von Wirtschaftsfachleuten reagieren darauf mit einem Pfeifen im Wald: Dies
sei eine normale, wenn nicht gar notwendige Reaktion auf "Exzesse", die böse, gierige
Spekulanten zu verantworten hätten. Der "gute Kern" des seriösen Kapitalismus, der
produzieren will und nicht mit Geld spielt, sei unschuldig. Das ist ein Märchen. Der "gute"
(produzierende) Kapitalismus leidet seit Jahrzehnten an Überkapazitäten und daran, dass zuviel
Geld im Umlauf ist Geld, das profitable Anlagemöglichkeiten sucht. Dieses Geld hat sich zu
Beginn des Jahrtausends auf den Immobiliensektor gestürzt, und die Politik wie auch die Zentralbanken
haben mit extrem billigen Krediten ein Nachfragepotenzial dafür geschaffen.
Das Nachfragepotenzial basierte auf einer
Rekordverschuldung der privaten Haushalte. Nachdem die Subprimekrise diesen Weg verstopft hat, ist dieses
Geld längst weiter gezogen und hat sich auf Öl und andere Rohstoffe geworfen mit der Folge
drastischer Preiserhöhungen, die wiederum in erster Linie die abhängig Beschäftigten und die
Armen zu tragen haben. Diesen Mechanismus analysieren die beiden Beiträge zur kapitalistischen
Ökonomie von Ingo Schmidt und Robert Brenner, die wir auf Seite 17 und 18 dieser Ausgabe
veröffentlichen.
Lässt man den Kapitalismus
gewähren, werden die Kosten auch dieser Krise wieder auf die Lohnabhängigen abgewälzt
werden. Rezession bedeutet Konkurse und Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig aber zeichnet sich ab, dass der
Kapitalismus noch einen anderen Weg sucht, Kapital in Größenordnungen zu vernichten, um eine neue
Runde der Kapitalakkumulation zu ermöglichen: die Inflation. Die Teuerung, die wir im vergangenen Jahr
erlebt haben, wird ebenfalls nur ein Anfang gewesen sein. Das bedeutet für die Haushalte hierzulande,
dass nicht nur die Ersparnisse von Erwerbslosen und Niedriglöhnern aufgefressen werden (daran ist die
Regierung schuld), sondern auch die von Facharbeitern und Angestellten. Der Absturz der Mittelschicht, der
in den USA längst Realität ist, droht nun auch hier.
Das alles ist kein Schicksal und man kann
etwas dagegen tun, sofern man nur den Schritt wagt sich einzugestehen, dass die Geschehnisse auf den
Märkten keinem Sachzwang folgen, sondern der Jagd der einzelnen Kapitalanleger nach möglichst
hohem Profit.
Die Existenzmittel der arbeitenden
Bevölkerung und die Zukunftsaussichten der jungen Generation dürfen nicht länger von den
Finanzentscheidungen der Aktionäre abhängen! Die Regierung darf sich nicht damit begnügen,
gegen die Preistreiberei z.B. der Energiekonzerne das Kartellamt anzurufen. Für die grundlegenden
Lebensmittel müssen Preishöchstgrenzen festgelegt werden. Das Lohnniveau muss drastisch angehoben
werden ein gesetzlicher Mindestlohn (1500 Euro brutto im Monat bei einer 37-Stunden-Woche) ist
gerade jetzt hoch aktuell, die Anpassung an die Inflationsrate muss automatisch erfolgen und darf nicht
mehr Gegenstand von Tarifverhandlungen sein. Der ALG-II-Regelsatz muss sofort und in einer ersten Stufe auf
500 Euro angehoben werden.
Landauf, landab muss die drohende
Wirtschaftskrise und die angemessene Antwort darauf im Mittelpunkt der Debatte stehen.
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