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Im Jahr 2003 bildete sich im Gefolge der Antikriegsbewegung ein linkes
politisches Bündnis, RESPECT, aus Kräften der radikalen Linken, Gewerkschaftsaktiven und linken
Labour-Aktivisten (siehe SoZ 2/04 und SoZ 9/06). Im November 2007 hat sich das Bündnis gespalten.
Im vergangenen August schrieb George
Galloway, der Parlamentsabgeordnete von Respect, der Leitung von Respect, dem National Council, einen
Brief. Zu der Zeit wurde allgemein erwartet, dass Premierminister Gordon Brown vorgezogene Parlamentswahlen
ankündigen würde. Galloway machte sich Sorgen über die mangelnde Vorbereitung von Respect,
sinkende Mitgliederzahlen und den katastrophalen Zustand zahlreicher Ortsgruppen. Er stellte auch die
Hegemonie der Socialist Workers Party (SWP) über die Leitungsgremien von Respect zur Debatte und ihre
negative Wirkung auf die Entwicklung von Respect als pluralistischer Organisation.
Damit sollte keine Spaltung provoziert
werden. Tatsächlich warf Galloway nur Fragen auf, die schon lange gestellt wurden. Doch die SWP
betrachtete diesen Brief als eine Kriegserklärung und antwortete, sie sei Opfer einer Hexenjagd, weil
sie für den Sozialismus eintrete. Sie hielt Versammlungen ab, auf denen Galloway heftig angegriffen
wurde, den sie bislang auch gegenüber legitimer Kritik immer in Schutz genommen hatte. Innerhalb des
National Council (NC) bildeten sich zwei Lager: einerseits die Mitglieder der SWP, andererseits Galloway
und 19 Mitglieder des NC, die nicht der SWP angehören darunter Alan Thornett und John Lister,
Mitglieder der International Socialist Group (ISG, britische Sektion der IV.Internationale), sowie Ken
Loach. Es war praktisch ein Gegensatz zwischen SWP- und Nicht-SWP-Mitgliedern.
Die Vorbereitungen der für den 17. und
18.November vorgesehene Nationalen Konferenz von Respect wurde zu einem Zankapfel. Die Ortsgruppen der SWP
erhielten die Anweisung, soviel Delegierte wie möglich wählen zu lassen, unter Ausgrenzung
anderer Auffassungen. Ein weiteres Streitobjekt war die Bestellung einer großen Anzahl von
Studierenden als Delegierte, die nicht regelmäßig Beiträge für Respect entrichtet
hatten.
Das Resultat war, dass am 17.November zwei
getrennte Konferenzen stattfanden, jede mit etwa 300 Teilnehmenden. Die Anhänger von Socialist
Resistance, einer u.a. mit Unterstützung der ISG herausgegebene Monatszeitung, nahmen an der Konferenz
von Respect Renewal teil. Der Morning Star, eine Tageszeitung, die die Positionen der Communist Party of
Britain (CPB) widerspiegelt, beschrieb die Teilnehmenden folgendermaßen: "Der Saal war voll mit
sehr unterschiedlichen Leuten Junge und Alte, Männer und Frauen, Schwarze und Weiße,
Asiaten, Muslime, Christen und Atheisten, Gewerkschaften und Revolutionäre aus verschiedenen
Traditionen."
Linda Smith, die Vorsitzende von Respect
Renewal und Funktionärin der Gewerkschaft der Feuerwehrleute, eröffnete die Konferenz, indem sie
erklärte, die andere Konferenz habe keinerlei Legitimität: "Das wirkliche Respect ist hier
versammelt." Galloway bemerkte in seiner Rede, Respect habe vier Jahre nach seiner Gründung die
Hälfte der Mitglieder verloren. Die SWP habe sich gegen die Weiterentwicklung von Respect gestellt,
weil sie fürchtete, die Kontrolle über eine breitere Organisation zu verlieren. "Wir wollen
eine breite Partei schaffen, eine Massenpartei, eine Partei für die Arbeiterklasse. Eine solche Partei
braucht Demokratie und Pluralismus."
In dem Fazit, das Nick Wrack, ein
ehemaliges Mitglied der SWP, aus der Debatte zog, stellte er ein "Gefühl der Befreiung"
fest. Er bezeichnete Respect Renewal als Etappe im Prozess des Aufbaus einer breiten Partei, die von der
kommunistischen Linken über Mitglieder der Labour-Party bis zu Umweltschützern reicht. Trotz der
Spaltung waren die Menschen im Saal zu denen auch eine große Anzahl von Bengalis aus Tower
Hamlets zählte, darunter gewählte Gemeinderäte dazu fest entschlossen.
Im Namen von Socialist Resistance
verkündete John Lister, dass diese Publikation eingestellt wird, um finanzielle und redaktionelle
Ressourcen für die Herausgabe einer Monatszeitung von Respect Renewal frei zu machen. Deren erste
Ausgabe erschien am 8.Dezember aus Anlass der Demonstration gegen den Klimawandel.
Die Spaltung bedeutet eine Niederlage. Aber
es gab nur die Wahl zwischen Trennung oder einem endlosen schleichenden Niedergang. An den meisten Orten
trafen sich die Mitglieder von Respect nur noch selten oder nur, um Delegierte für nationale
Konferenzen zu wählen. Viele Mitglieder dachten ob zu Recht oder Unrecht , die SWP
betrachte Respect als ihr Eigentum. Aus ihrer Sicht war die Spaltung der zu zahlende Preis, um eine
Weiterentwicklung von Respect zu ermöglichen. Eine pluralistische Partei war unmöglich, solange
die SWP ihre Vormachtstellung aufrechterhielt die SWP war deshalb zu einem Hindernis für ein
weiteres Wachstum von Respect geworden.
Die Konferenz von Respect Renewal war ein
großer Erfolg. Salma Yaqoob die bekannteste Persönlichkeit von Respect nach Galloway
bekannte, sie sei mit schwerem Herzen gekommen, aber mit leichtem Herzen wieder gegangen. Sie hat
Recht.
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