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Auch
hundertsechzig Jahre nach Erscheinen des Kommunistischen Manifests ist offensichtlich, dass die große
Idee des Kommunismus von einer Gesellschaft freier Menschen, ohne Ausbeutung, Krieg, religiösem
Aberglauben und kultureller und sexueller Verfolgung zu den unausrottbaren und immer wieder in neuen
vitalen Formen auftauchenden Utopien der Menschheit gehört. Wahrscheinlich die bedeutendste von allen.
Trotz aller furchtbaren Irrtümer und
Verbrechen im Namen des Kommunismus, die niemand schärfer und authentischer kritisieren, verarbeiten
und überwinden muss und wird als die Kommunistinnen und Kommunisten selbst, verlässt sich keine
herrschende Klasse und keines ihrer staatlichen Machtinstrumente auf die lautstark verkündete self-
fulfilling prophecy, dass der Kommunismus angeblich tot sei. Eine gewaltige Ideologieindustrie,
militärische Operationen und Kriegspläne, juristische und kulturelle Verfolgung und Ausgrenzung,
Parteienverbote, Berufsverbote, Folter und Gefängnis sind weltweit im Einsatz, um den Antikommunismus
als wichtigste affirmative Konstante in den Köpfen der Menschen zu halten, damit das herrschende
Bewusstsein das der Herrschenden bleibt.
Deutschland ist dabei keine Ausnahme,
sondern nach wie vor Musterländle. Hier ist der Antikommunismus quasi Staatsreligion. Wenn die Partei
Die Linke sich heute eine Debatte „über die DKP” aufzwingen lässt, wenn Teile der
Parteiführung auf dem nächsten Parteitag Unvereinbarkeitsbeschlüsse aufleben lassen wollen,
dann geht es am wenigsten um die konkrete Partei DKP. So wie die ehemalige Staatspartei SED beim Wechsel
zur PDS das wichtigste verloren hat, nämlich ihren Staat, so hat die DKP auf ihrem Weg von 40000 zu
heute 4000 Mitgliedern ihre Geldgeber, ihre Identität und ihr virtuelles Heimatland verloren. Heute
sind DKP und ehemalige PDS programmatisch fast identisch, das gesamte Spektrum der linken Strömungen
ist in der einen wie in der anderen Partei vorhanden. Es gibt keinen prinzipiellen Grund, warum die DKP
sich nicht sofort an dem neuen Parteienprojekt Die Linke beteiligen sollte.
Nein, es geht darum, von der Partei Die
Linke ein Bekenntnis zur antikommunistischen Staatsreligion und damit zur Unantastbarkeit der herrschenden
Klasse zu erhalten. Und es ist bitter, wie Bodo Ramelow, Klaus Ernst, Gregor Gysi sich dieser Aufforderung
sofort beugen. Historisch wird ihnen dieser Kotau nicht gelohnt wer sich bückt bekommt nur
heftiger den Tritt, der ihn beseitigen soll.
Als Die Linke aus WASG und Linkspartei.PDS
gegründet wurde, verbreiteten Oskar Lafontaine und wenige andere, darunter der Autor, zu Recht ein
wenig Pathos: Hier vollzieht sich ein kleiner historischer Schritt der Wiedervereinigung der
Arbeiterbewegung. Ihm hätten noch viele konkrete Schritte folgen können. Die DKP-Debatte, die
sich Die Linke heute aufzwingen lässt, ist ein gefährlicher Rückschritt.
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