SoZ - Sozialistische Zeitung |
Rentner erhalten tatsächlich 1,1% statt 0,5% Rentenerhöhung im
Sommer welch himmelschreiende Ungerechtigkeit gegenüber den Jungen, die das mit ihren
Beiträgen bezahlen müssen!
Haben wir da was nicht mitgekriegt, als wir
jung waren und die Beiträge zur Rentenversicherung selbstverständlich an die Rentner ausgezahlt
wurden? Ist es nicht immer so, dass die aktive Generation für Kinder, die noch kein Einkommen haben,
und für die Alten, die keins mehr haben, aufkommt?
Warnen nicht die Zeitungen vor Altersarmut,
weil immer mehr Menschen wegen Arbeitslosigkeit oder Minijobs keine Beiträge zahlen können und
daher fürs Alter nichts zurücklegen können schon gar nicht Zusatzbeiträge zur
privaten Absicherung? Wo ist da das Problem bei einer solchen minimalen Rentenanpassung, die real dennoch
eine Einkommenssenkung bedeutet? Müssten nicht Politiker vor Scham in den Boden sinken, so etwas noch
als „Teilhabe am Aufschwung” zu verkaufen?
Wieder wird die Keule des
„demografischen Faktors” geschwungen, weil in Zukunft mehr alte Menschen leben werden als
früher. Wieder wird pflichtschuldig „vergessen”, dass die Produktivität massiv
gestiegen ist, die Profite immer weniger zur Finanzierung des sozialen Netzes herangezogen werden und die
sozialen Sicherungssysteme immer mehr privaten Versicherungsinteressen weichen müssen. Es wird
„vergessen”, dass der Riesterrentenfaktor sowohl die Beitragszahlenden als auch die
Rentenempfänger belastet, dass es seit drei Jahren wegen der fast nicht gestiegenen Bruttolöhne
auch keine Rentenerhöhungen gab, dass die Renten mit dem doppelten Pflegebeitrag und dem erhöhten
Krankenkassenbeitrag belastet werden. Zudem sind die Renten am stärksten von
Mehrwertsteuererhöhung und Preissteigerungen betroffen.
Niemand soll den Regierungsparteien hehre
Motive unterstellen, wenn sie den Riesterfaktor zwei Jahre aussetzen natürlich sind 2009
Wahlen, natürlich sind Rentenempfänger Wähler. Eine Erhöhung der Monatsrente um 11
statt 5 Euro wird aber niemanden zusätzlich an die Urne locken. „Alle sollen am Aufschwung
teilhaben!?” das ist nichts als Verhöhnung.
Der Neidkampagne Jung gegen Alt liegen
reaktionäre Absichten zugrunde: die wahren Ursachen der Rentenmisere sollen nicht zur Sprache kommen.
Die steigenden Profite werden nicht zur Finanzierung von sozialen Aufgaben herangezogen, die Einkommen
reichen für eine tragfähige Rente nicht mehr aus. Man darf nicht Jung gegen Alt ausspielen,
sondern muss die alte Klassenfrage stellen: Arbeit und Kapital, Profit und Macht wer hat das Sagen?
Rentenerhöhungen nach politischer
Willkür und nicht nach gesetzlichen Vorgaben sind ein weiterer Schritt auf dem Weg in den
Almosensozialstaat.
Alternativen gäbe es genug:
Mindestlöhne für die Aktiven, Bürgerversicherung für alle, Mindestrenten. Das ist
allerdings genau das Gegenteil der politischen Agenda von Mißfelder, Herzog und Co.
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