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In der Asche der insolventen Nordhausener Fahrradfabrik ist erneut ein
kleiner Funke entbrannt. Nachdem die Belegschaft am 31.10.2007 die Werksbesetzung beendet hatte und die
verbliebenen 109 Beschäftigten der Firma Bike Systems in eine Transfermaßnahme übergegangen
waren, stellte der Vorstand des Vereins Bikes in Nordhausen e.V. Überlegungen an, ob und wie trotzdem
eine Fahrradproduktion wieder aufgenommen werden könne. Der Wunsch der Belegschaft, die
Fahrradproduktion mit den vorhandenen Produktionsmitteln der Firma Bike Systems aufrecht zu erhalten, war
zuvor wie eine Seifenblase zerplatzt.
Mitte November 2007 hatte die Firma Bike
Systems damit begonnen, ihre gesamten Produktionsanlagen nach Ungarn abzutransportieren. In 14 Tagen sollte
alles weg sein. Diese schnelle Abbauaktion sollte alle Hoffnungen darauf zerstören, dass in Nordhausen
je wieder Fahrräder gebaut würden. Doch einer Gruppe aus der Belegschaft gelang es in dieser
Phase und nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens, brauchbare Produktionsmittel und -anlagen zu
ersteigern. Sie konnte eine funktionstüchtige Fahrradproduktionslinie erwerben, die während der
Produktionsjahre 19952001 im Bike Systems Werk Verwendung gefunden hatte. Das Urteil der Kolleginnen
und Kollegen: „Alt aber technisch sehr gut!"
Mit dieser Linie können nun wieder
Fahrräder gebaut werden. Auch erste Vertriebsstrukturen entstehen. In der Vorbereitungsphase der
Strike-Bike-Produktion hatte der Vorstand eines führenden Fahrradhändlerverbands sein Interesse
bekundet, jährlich bis zu 20000 Fahrräder abzunehmen. Auch die Frage der Produktionsräume
konnte gelöst werden. Produziert werden soll in den leer stehenden Werkshallen der ehemaligen Bike
Systems GmbH. Dazu hat der Eigentümer nach Vorlage eines Geschäftskonzepts die Einwilligung
gegeben. Mitte Februar 2008 wurde mit dem Aufbau der erworbenen Fahrradproduktionslinie begonnen. Am
17.März gründete sich die Strike-Bike GmbH, in der 21 ehemalige Beschäftigte von Bike
Systems einen neuen Arbeitsplatz erhalten werden.
Die Mitarbeiterauswahl erfolgte unter
Berücksichtigung sozialer und fachlicher Kriterien. Der Vorsitzende des Vereins Bikes in Nordhausen
e.V., André Kegel, und der ehemalige Betriebsrat Manfred Handke werden als Geschäftführer
der GmbH fungieren. Die künftigen „Manager” sollen wie alle anderen Arbeiter einen
Einheitsstundenlohn erhalten. Alle Betriebsangehörigen sollen gleiches Entscheidungsrecht bei der
Arbeitsplatzgestaltung, Produktentwicklung und -benennung erhalten. Später sollen auch andere Produkte
entwickelt werden. Ideen für ein Elektrobike und einen praktischen und robusten Handwagen für den
Transport schwerer Güter sind bereits vorhanden und könnten bis Jahresende konkrete Gestalt
annehmen.
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