SoZ - Sozialistische Zeitung |
Der kenntnisreiche Buchhändler wird von seiner langjährigen Kundin
gefragt, ob er den neuesten Roman von Stieg Larsson schon gelesen habe. Als dieser darauf hinweist, er
würde sich nicht mehr mit schwedischen Krimiautoren befassen, Mankell habe ihm gereicht, droht sie ihm
ob solcher Ignoranz, sich in Zukunft bei ihm nicht mehr mit Lesestoff einzudecken. Die Folge: Er liest
Larssons Roman Verblendung und ist begeistert.
Verblendung ist der erste Teil einer
Trilogie um den Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist und die Ermittlerin Lisbeth Salander. Blomkvist
hat gerade einen Verleumdungsprozess gegen einen einheimischen Subventionsbetrüger verloren, eine
saftige Geldstrafe und ein dreimonatiger Gefängnisaufenthalt sind noch die geringsten Folgen. Seinem
unabhängigen Wirtschaftsmagazin drohen ernsthafte Schwierigkeiten, renommierte Anzeigenkunden
boykottieren das Blatt, das den Anspruch hat, investigativen Journalismus zu betreiben, im Gegensatz zu den
restlichen Gesundbeterpostillen der schwedischen Wirtschaft.
Unerwartet wird ihm das Angebot gemacht,
für den alten Industriellen Henrick Vanger, dessen Imperium einstmals in der gleichen Liga wie das der
Wallenbergs spielte, eine Familienbiografie zu schreiben, die auch vor den dunklen Flecken der
Vergangenheit nicht halt machen sollte. Ganz merkwürdig wird der Auftrag, als er zusätzlich noch
Ermittlungen über das plötzliche Verschwinden von Vanders Lieblingsnichte Harriet anstrengen
soll, immerhin liegt dies 43 Jahre zurück.
Weniger durch die außerordentlich
guten Bezahlung als vielmehr durch die in Aussicht gestellte Hilfe für eine Revanche, mit der das
Ansehen seiner Zeitschrift wieder hergestellt werden kann, angelockt, stimmt Blomkvist zu, für ein
Jahr in die vom Vangerschen Familienclan bewohnte Ortschaft zu ziehen. Hilfe erhält er von
Lisbeth Salander, die weder in sein Bild einer erfolgreichen Detektivin passt, noch in die bürgerliche
Gesellschaft an sich: Nur knapp der Psychiatrie entronnen, wortkarg, misstrauisch, dünn, erzeugt sie
zunächst Misstrauen und scheint das gewordene Opfer zu zu sein. Welch ein Irrtum.
Stieg Larsson, ehemals Mitglied der
IV.Internationale, Herausgeber des Antifa-Magazins Expo, hat sich viel vorgenommen in seinem Roman:
Abrechnung mit einer fiktiven Familiendynastie, deren Mitglieder zum Teil in der schwedischen Nazibewegung
aktiv waren, mit Herrenvolkhybris, Männlichkeitswahn, Frauenverachtung und internationaler
Wirtschaftskriminalität. Der Versuch ist gelungen.
Verblendung wird derzeit für das Kino
verfilmt, die beiden folgenden Bände sollen danach als Mehrteiler für das Fernsehen produziert
werden.
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