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Im Kölnischen Stadtmuseum ist bis zum 21.Februar die
Ausstellung „Köln Postkolonial” in Zusammenarbeit mit dem Verein
„KopfWelten — gegen Rassismus und Intoleranz e.V.” und mit Studierenden der
Afrikanistik der Uni Köln zu sehen.
Mit Köln verbindet man
vieles, nur nicht eine koloniale Vergangenheit — und doch war Köln so etwas wie
eine „Kolonialmetropole des Westens” Am kolonialen Projekt des Deutschen Reichs
beteiligt waren bekannte Kölner Familien und Unternehmen ebenso wie die Kirchen und ihre
Missionen. „Postkolonial” im Titel der Ausstellung soll ausdrücken, dass
diese koloniale Vergangenheit in Bildern, Stereotypen und Vorurteilen bis in die heutige Zeit
nachwirkt.
Die Ausstellung dokumentiert
in Themenschwerpunkten die Ergebnisse einer umfangreichen Forschungsarbeit. Deutlich wird die
Verstrickung weiter Teile der Bourgeoisie in die koloniale Ausbeutung. Die Ansprüche des
Großbürgertums auf Kolonien übten einen immer stärkeren Druck auf das
Deutsche Reich aus.
Schließlich stellte
Bismarck 1884 mehrere „Besitzungen” deutscher Kaufleute, die diese sich entweder
mit Gewalt oder durch betrügerische Verträge angeeignet hatten, unter den Schutz des
Reiches. Das waren Deutsch-Südwestafrika, Togoland, Teile von Kamerun sowie
ostafrikanische Gebiete, außerdem pazifische Gebiete Neuguineas, die davor gelegene
Inselgruppe und weitere pazifische Inseln, Samoa und das „Pachtgebiet” in China.
Alle Widerstände der dortigen Bevölkerung wurden blutig niedergeschlagen.
Das Kölner
Großbürgertum unterstützte diese Kolonialpolitik im eigenen Interesse. Zu ihnen
gehörten u.a. die heute noch bekannten Unternehmer wie der Zuckerfabrikant Eugen Langen,
die Gebrüder Stollwerck und der Gummifabrikant Franz Clouth, die ihren Bedarf an
Rohstoffen wie Kakao und Kaffee, Kokosnüsse, Sisalhanf und Kautschuk für die
fortschreitende Industrialisierung benötigten.
Ihnen zur Seite stand das
Kölner Traditionsunternehmen M. DuMont Schauberg, das die Kölnische Zeitung
herausgab. In dem Redakteur Hugo Zöller fanden diese Industriellen einen engagierten
Befürworter deutscher Kolonialpolitik, der zur Berichterstattung auch selber nach
Westafrika fuhr. Auch die Bankiersfamilie Oppenheim profitierte von den wirtschaftlichen
Beziehungen in die Kolonien. Sie alle verdienten daran, dass die Bewohner mit brutaler Gewalt
zur Plantagenarbeit gezwungen wurden.
Der Kölner Ethnologe
Wilhelm Joest und die Familie Rautenstrauch stifteten 1906 der Stadt ein
Völkerkundemuseum mit einem ethnografischen und einem entwicklungsgeschichtlichen Teil.
Der Aufbau und die Wertung „fremder Kulturen” spiegelte das Menschenbild wider,
das der Kolonialpolitik zugrunde lag.
An Kölner Hochschulen gab
es Vorlesungen zum „Deutschen Kolonialrecht” und zu „Deutschlands Kolonien
in Afrika” Dieses Interesse wurde auch nicht durch den Verlust der deutschen Kolonien
nach dem Ersten Weltkrieg gebremst, im Gegenteil. Einer der Professoren, die sich in den
Dienst der Nazis gestellt hatten, war Martin Heydrich, Professor für Völkerkunde,
der bereits 1933 der NSDAP beitrat. Er leitete das Rautenstrauch-Joest-Museum von 1940 bis
1945, und, quasi nahtlos, wieder von 1949 bis 1960.
Auch Konrad Adenauer machte
sich 1927 — damals Oberbürgermeister von Köln — für die
Rückgewinnung deutscher Kolonien stark. Als Präsident der Deutschen
Kolonialgesellschaft forderte er unerbittlich „Deutschlands Recht auf eigene
Kolonien”
Mit den Eroberern kamen auch
die Missionare. 1888 gründete sich ein katholischer Afrikaverein. Angeblich ging es um
die Bekämpfung der Sklaverei, tatsächlich jedoch um „die Civilisation der
Neger durch Bekehrung zum Christentum” Es gab enge Beziehungen zur Politik; die
katholische Kirche rechtfertigte die koloniale Gewalt mit der Begründung, in den Kolonien
müsse die Sklaverei abgeschafft werden. Auch die evangelische Kirche verteidigte vehement
das Recht Deutschlands auf Kolonien.
Deutschlands Rolle als
Kolonialmacht ist in diesem Forschungsprojekt hervorragend aufgearbeitet. Diese Arbeit
verdient Anerkennung und Beachtung, denn noch immer werden mit Kölner Straßennamen
und Denkmälern die ehemaligen Kolonialherren geehrt.
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