SoZ - Sozialistische Zeitung |
Zwei schlechte Nachrichten für Eisenbahnfreunde gab es in
der ersten Februarwoche: Märklin ist pleite und Mehdorn (immer noch) nicht
zurückgetreten.
Nun ist ein elitärer
Vitrinenlokschuppen, gefüllt mit detailgetreuem fahrenden Material, nur schlecht in
Kinderhände zu bringen — die frühere Märklinkundschaft orientierte sich
auf anderes Spielzeug, und die Eisenbahnenthusiasten werden unter anderem durch die
Geschäftspolitik der Deutschen Bahn auch immer weniger. Möglicherweise haben die
ständigen Preiserhöhungen fürs Bahnfahren auch etwas mit der Pleite bei
Märklin zu tun?
Aber da sind ja auch die
Finanzinvestoren, die zuerst auf Kostensenkungen setzen, und denen die Interessen von
Märklin-Getreuen und Beschäftigten weitgehend egal sind, solange der Cash-Flow
stimmt.
So ähnlich wie bei der
großen Bahn. Und dort dann ein Datenskandal ohne Ende, der zu Anfang als „normale
Überprüfung wegen Korruptionsverdacht” hingestellt wird. Mehrfache
Datensammlung bei allen Beschäftigten, Abgleiche von Verbindungsdaten, und das bei einer
externen Prüffirma — und ein unfähiger Verkehrsminister auf Kontrollposten.
Der Skandal bei der Bahn — wie vorher bei Telekom und Lidl — zeigt vor allem, dass
da, wo riesige Datenberge anfallen, auch die Begehrlichkeiten wachsen. Und dass bei
Privatunternehmen, noch weniger als bei der öffentlichen Hand, keine Bremsen eingebaut
sind. Geheime Dienste wirken bei beiden. Information der Betroffenen oder der
Öffentlichkeit nur nach massivem Druck. Beschönigungen jederzeit.
Arbeitnehmerschutzrechte sind
nicht nur nicht mit der Ausweitung der Möglichkeiten der Informationstechnologien
mitgekommen, sie werden durch sie auch massiv beeinträchtigt. Neue Gesetze werden von der
Lobby abgeblockt. Eine Kontrolle durch Betriebsräte und betriebliche
Datenschutzbeauftragte? Eine Kontrolle durch die öffentlichen Datenschützer? Es
fehlt an Personal, Information und Aufklärung, und auf der anderen Seite des Tisches ganz
offensichtlich an Unrechtsbewusstsein.
Natürlich muss Mehdorn
gehen — aber auch ohne ihn steht die Notwendigkeit der Sicherung der persönlichen
Daten und einer grundlegenden Änderung der gesamten Bahnpolitik — damit die
Interessen der Reisenden und der Beschäftigten zur Geltung kommen.
Und für die Märklin-
Beschäftigten (und die Kunden) könnte vielleicht das Beispiel der besetzten und
weiterproduzierenden Fahrradfabrik in Thüringen eine Lösung sein?
Man wartet dringend auf gute
Nachrichten auf dem Eisenbahnsektor!
Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten
und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo
Sozialistische Hefte für Theorie und Praxis Sonderausgabe der SoZ 42 Seiten, 5 Euro, |
||||
Der Stand der Dinge Perry Anderson überblickt den westpolitischen Stand der Dinge Gregory Albo untersucht den anhaltenden politischen Erfolg des Neoliberalismus und die Schwäche der Linken Alfredo Saa-Fidho verdeutlicht die Unterschiede der keynsianischen und der marxistischen Kritik des Neoliberalismus Ulrich Duchrow fragt nach den psychischen Mechanismen und Kosten des Neoliberlismus Walter Benn Michaelis sieht in Barack Obama das neue Pin-Up des Neoliberalismus und zeigt, dass es nicht reicht, nur von Vielfalt zu reden Christoph Jünke über Karl Liebknechts Aktualität |