SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die in Buenos Aires und Berlin lebende Journalistin Gaby Weber
beschäftigt sich seit Jahren mit den Menschenrechtsverletzungen und ungesühnten
Verbrechen, die an Mitgliedern von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Lateinamerika,
insbesondere in Argentinien, verübt worden sind. Sie hat darüber mehrere Bücher
geschrieben, „Die Verschwundenen von Mercedes Benz”, „Daimler Benz und die
Argentinien-Connection”, und zum Schluss einen Film gedreht, „Wunder gibt es
nicht” Nun ist ein neues Buch von ihr erschienen.
Die ermordeten Opfer
können nicht wieder ins Leben zurückgeholt werden. Ans Licht der Öffentlichkeit
gebracht, können die historischen Fakten jedoch belegen, wer für was die
Verantwortung trägt. Dieser Aufgabe fühlt sich die Autorin verpflichtet und hat auf
der Suche nach der „historischen Wahrheit” zahllose Archive besucht und
Gespräche geführt. Dabei stieß sie auch auf ein ausgeblendetes Kapitel
deutscher Geschichte, das die spezifischen Beziehungen der Bundesrepublik mit dem neu
entstandenen Staat Israel berührt und uns Einblicke gibt, wie sich die maßgebliche
Köpfen der deutschen Nachkriegselite die außenpolitischen Bedingungen schufen, die
ihnen die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit ersparen sollten. Im Mittelpunkt steht der
Verkauf des Nazi-Knowhow für den Atombombenbau, der eine Art Schweigegeld sein sollte;
davon erhofften sich die Verkäufer, in Zukunft nicht mehr ständig auf die
Anklagebank gesetzt zu werden.
Die Autorin hat eher aus Not
die Darstellungsform des Theaterstücks gewählt, weil ihr im historischen Hergang
noch einige Steinchen für ein lückenloses Beweispuzzle fehlen. Das liegt daran, dass
die bestehenden Dokumente, vor allem in Deutschland, bis heute unter Verschluss gehalten
werden. Den roten Faden in der Hand haben als auftretende Personen Alicia, als Alter Ego der
Autorin, und Sophia, die Kunstfigur einer argentinischen Journalistin. In ihrem Chat versuchen
sie den geschichtlichen Hergang zu analysieren und holen sich Hilfe bei Sokrates.
Das Buch begleitet die
maßgeblichen sozialen Akteure, die den Gang der Dinge bestimmen. Es sind „Big
Oil”, „Big Car” und „Big Money”, die vielfältige lukrative
Beziehungen zum deutschen Faschismus pflegen. In diesem Zusammenhang treten dann die
verschiedenen „Dienste” auf. Eine wichtige Rolle spielt der
Bundesnachrichtendienst, der bereits früh Kenntnis vom Aufenthaltsort Eichmanns in
Argentinien hatte. Doch statt ihn mit einem Haftbefehl der deutschen Justiz suchen zu lassen,
benachrichtigte man den CIA in der Hoffnung, dieser möge Eichmann an einen Ort bringen,
an dem er nicht stört. Diesen Ort musste man dann selbst suchen und wählte Tel Aviv.
In diesem Zusammenhang verfügt die Autorin über aussagekräftige Dokumente, die
belegen, dass die offizielle Version der Eichmann-Entführung durch den Mossad eine
Legende ist. Der entscheidende Grund für seine Entführung war nicht, ihn für
die Organisation des Holocaust zur Verantwortung zu ziehen, sondern zu verhindern, dass er
durch seine Mitwisserschaft ein Dreiecksgeschäft über atomare
Schlüsseltechnologie zwischen Deutschland, Argentinien und Israel gefährdet. Es sind
wohl diese historischen Tatsachen und ihre öffentliche Thematisierung, die dazu
führen, dass eine offene Debatte darum in einigen linken Publikationen nicht möglich
erscheint.
Der BND weigert sich, die
für die Aufklärung der politischen Tatsachen erforderlichen Dokumente herauszugeben
und hat der Autorin erklärt, sie könne es vielleicht 2017 noch einmal versuchen. Die
Kanzlerin tut so, als habe sie kein Weisungsrecht gegenüber der Behörde. Die Rede
ist von „wichtigen schützenswerten außenpolitischen Interessen der
Bundesrepublik” Gaby Weber hat dieses Buch geschrieben, weil sie davon überzeugt
ist, dass es in einer demokratischen Gesellschaft ein Recht auf historische Wahrheit geben
muss, will man nicht akzeptieren, dass der Zynismus der Macht das letzte Wort hat.
Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten
und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo
Sozialistische Hefte für Theorie und Praxis Sonderausgabe der SoZ 42 Seiten, 5 Euro, |
||||
Der Stand der Dinge Perry Anderson überblickt den westpolitischen Stand der Dinge Gregory Albo untersucht den anhaltenden politischen Erfolg des Neoliberalismus und die Schwäche der Linken Alfredo Saa-Fidho verdeutlicht die Unterschiede der keynsianischen und der marxistischen Kritik des Neoliberalismus Ulrich Duchrow fragt nach den psychischen Mechanismen und Kosten des Neoliberlismus Walter Benn Michaelis sieht in Barack Obama das neue Pin-Up des Neoliberalismus und zeigt, dass es nicht reicht, nur von Vielfalt zu reden Christoph Jünke über Karl Liebknechts Aktualität |