SoZ - Sozialistische Zeitung |
Mit Forderungen nach 8% bzw. 8,5 % mehr Lohn ist Ver.di in die
diesjährigen Tarifrunden bei den Ländern und bei der Telekom gegangen. Das Ergebnis
ist mehr als mager.
Für die relativ hohen
Forderungen gab es gute Gründe: Die Entwicklung der Einkommen der Beschäftigten war
in den letzten Jahren mäßig bis schlecht, was das zu geführt hat, dass
Deutschland bei Vergleichen innerhalb der EU auf dem letzten Platz gelandet ist. Außerdem
wurde sowohl im öffentlichen Dienst wie auch bei der Telekom die Arbeitszeit
unentgeltlich verlängert.
Nun ist Ver.di die
Gewerkschaft, die am lautesten darüber klagt, dass stagnierende bis rückläufige
Einkommen die Binnenkonjunktur schwächen, andererseits aber — mit wenigen Ausnahmen
— Tarifabschlüsse getätigt hat, die zu Lohnsenkungen und
Arbeitszeitverlängerung geführt haben.
Liegt dies nur daran, dass in
neoliberalen Zeiten mit nachfrageorientierter Politik kein Blumentopf zu gewinnen ist? Oder
liegt es einfach an der fehlenden Konfliktbereitschaft der Ver.di-Führung?
Die Beschäftigten haben
oft genug gezeigt, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen. Das war
bei den letzten Tarifrunden im öffentlichen Dienst, bei der Telekom und auch bei der Post
zu sehen.
Auch jetzt wieder bei der
Tarifrunde der Länder gab es zusammen mit der Polizeigewerkschaft, der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft und dem Deutschen Beamtenbund eine gute Mobilisierung und
Streikbeteiligung.
Jetzt gibt es bei den
Ländern wie bei der Telekom einen Abschluss, der weit hinter den Forderung
zurückbleibt. Beide Abschlüsse haben eine Laufzeit von 24 Monaten. Im Bereich der
Länder gab es folgendes Ergebnis:
— für Januar und Februar 2009 eine einmalige Zahlung von 40 Euro;
— ab März 2009 eine Vorweganhebung von 40 Euro und 3% mehr;
— ab März 2010 eine „Erhöhung” um 1,2%, auch für Azubis;
— Azubis bekommen ab dem 1.3.09 60 Euro mehr;
— ab dem 1.1.2010 steigen die Einkommen im Osten auf 100%.
Ver.di errechnet eine Gesamterhöhung von 5,8% über die gesamte Laufzeit. Demnach
wäre das Ergebnis für dieses Jahr mit 4,6% zu veranschlagen. Allerdings schlagen die
40 Euro Vorweganhebung je nach Tarifgruppe unterschiedlich zu Buche.
Für die unteren Lohn- und
Gehaltsgruppen dürfte es etwas mehr, für die oberen etwas weniger sein. Warum dann
aber für nächstes Jahr nur eine Minierhöhung vereinbart wurde, dürfte wohl
das Geheimnis der Verhandlungsführer bleiben.
Noch etwas weniger über
die gesamte Laufzeit von 24 Monaten kam nach einer Schlichtung bei der Telekom heraus.
Für dieses Jahr wurden 3%, für nächstes Jahr noch einmal 2,5% vereinbart.
Demnach wurde gerade ein gutes Drittel der ursprünglichen Forderung (8,5%) durchgesetzt.
Und dies obwohl die Telekom im letzten Jahr ihren Profit um 160% steigern konnte.
Beide Ergebnisse wurden
erzielt, ohne dass es Urabstimmungen und ernsthafte Streiks gegeben hätte. Es drängt
sich der Verdacht auf, dass im Superwahljahr 2009 die Tarifrunden schnell abgehakt werden
sollten, damit Ruhe im Land herrscht. Leider sind damit wieder einmal die Interessen der
abhängig Beschäftigten der Staatsräson zum Opfer gefallen.
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