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Trotz Verbot gab es an drei verschiedenen neuralgischen Punkten in der
Straßburger Innenstadt, außerhalb der orangenen Zone, aber in der Nähe des Kongresszentrums,
Blockadeaktionen. CHRISTOPH KLEINE beschreibt die IL-Blockade.Etwa 400 Aktive von „Block NATO”
versammelten sich um 6 Uhr morgens auf dem Universitätsplatz unweit der orange Zone. Die meisten haben
die Nacht im Zentrum von Straßburg verbracht, andere kommen aus Reisebussen dazu, die wie durch ein
Wunder bis hierher durchgekommen sind. Die Menge zieht in Richtung Kongresszentrum, in dem in wenigen
Stunden der NATO-Gipfel tagen soll.
Sekunden später fliegen die ersten CS-
Gasgranaten. Die Aktiven weichen zurück, bleiben aber beisammen und finden einen anderen Weg, der sie
um die Polizei herum näher an ihr Ziel führt. Als die Gruppe nur noch etwa 300 Meter von der
Sperrzone entfernt ist, wird die CRS (Bereitschaftspolizei) sichtlich nervös. Immer mehr Polizei wird
herangeführt, die Gruppe erneut massiv mit CS-Gas beschossen. Kurzzeitig ist sie festgesetzt, doch dann
ist auch die Polizei froh, dass die Gruppe sich wieder vom Kongresszentrum entfernt. Dafür gibt sie die
Avenue de la Paix frei. Auf einer Kreuzung stoppt die Gruppe von „Block NATO”, einige setzen
sich, andere bilden Ketten.
Während der Blockadepunkt an der Avenue
de la Paix hauptsächlich von IL und Solid getragen wird, gelangt die Aktionsgruppe von „NATO-
Zu”, dem explizit gewaltfreien Teil von „Block NATO”, auf der gegenüberliegenden
Seite des Kongresszentrums auf eine Zufahrtsstraße und setzt sich dort mit etwa 150 Leuten fest. Nach
anfänglichen Drohungen kann auch diese Gruppe ihre Blockade mehrere Stunden aufrechterhalten.
Entscheidenden Anteil am Gelingen der Aktion
haben auch jene ca. 2000 Aktiven, die sich in Kleingruppen vom Camp aus auf den Weg in die 7 km entfernte
Innenstadt gemacht haben. Während einige der sehr früh aufgebrochenen Kleingruppen relativ leicht
zu den Blockaden durchdringen, werden die größeren Gruppen sofort von der Polizei mit Gas,
Gummigeschossen und Blendschockgranaten angegriffen.
Dennoch halten sich die Aktivisten an das
beschlossene Aktionskonzept: sich nicht auf Auseinandersetzungen mit der Polizei einlassen, sie nicht
angreifen, immer wieder Wege um sie herum suchen. Die erste größere Barriere ist eine Bahnlinie,
die von der Polizei mit starken Kräften verteidigt wird. Nach zahlreichen Versuchen gelingt 200 Leuten
gegen 7 Uhr der Durchbruch. Später wird die Polizeiabsperrung immer löchriger. Zum entscheidenden
Hindernis werden die Kanalbrücken, die den direkten Weg zu den Blockadepunkten eröffnet
hätten. Einigen gelingt es, in kleinen Gruppen und auf Schleichwegen noch bis zur Blockade an der
Friedensallee zu kommen — die meisten bleiben aber zunächst an der Brücke und machen sich
später auf den Weg zum Kundgebungsplatz auf der Insel.
"Wenn Sie um 7 Uhr in Straßburg
City auf der Straße sind, werden Sie das um 10 nach 7 nicht mehr sein. Es wird keine Verhandlungen,
sondern nur kurze und konsequente Handlungen der Polizei geben”, hatte der Einsatzleiter der
französischen Polizei gegenüber „Block NATO” erklärt. Daran gemessen waren die
Aktionen von Block NATO ein Erfolg. Das Demonstrationsverbot in der Stadt wurde unterlaufen, Hunderte von
Aktiven haben sich durch den CS-Gasnebel hindurch ihr Recht auf Protest erstritten.
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