SoZ - Sozialistische Zeitung |
In SoZ 6/08 berichteten wir über die Schwierigkeiten, mit denen
die Berliner Belegschaft von Visteon konfrontiert war, um die geplante Halbierung der
Beschäftigten zu verhindern; die Beschäftigten der Ford-Tochter verstanden dies als erste
Stufe zur vollständigen Schließung des Werks. Vor einer ähnlichen Situation standen
Ende März dieses Jahres die Visteon-Belegschaften auf der britischen Insel. Die Firma
verkündete die Schließung von drei Fabriken in Belfast, Basildon (Essex) und Enfield
(London) — insgesamt 610 Lohnabhängige sollten nach Hause geschickt werden. Bevor das
Management die Betriebe in die Insolvenz schickte, ließ es die Belegschaften bis zur letzen
Minute arbeiten, in der Absicht, ihnen nicht mal die letzten Schichten zu bezahlen. Noch am selben
Tag besetzten erst die Arbeiter in Belfast und dann in den anderen Werken ihre Betriebe, um ein
Faustpfand zu haben und nicht mit leeren Händen abgespeist zu werden.Obwohl die Betroffenen
Mitglied der Gewerkschaft Unite waren, unternahm diese außer einer dürftigen
Rechtsberatung wenig, um die Besetzung zu einem Erfolg zumachen. Die britische Regierung war
bemüht, die Situation in den Werken nicht eskalieren zu lassen. Sie wollte kein sichtbares
Exempel schaffen, dass die vielen zukünftigen Arbeitslosen aus insolventen Betrieben nicht nur
damit rechnen müssen, um ihren Lohn betrogen zu werden, sondern dazu noch die Polizei auf den
Hals bekommen. Dafür fanden sich willfährige Richter, die dem Unternehmen eine
gerichtliche Verfügung ausstellten, die insbesondere den Vertrauensleuten Gefängnisstrafen
versprachen, sollten sie die Besetzung aufrechterhalten. Diese Juristen demonstrierten auch, wie
wenig der Schutz des ansonsten heiligen Privateigentums für das selbst erarbeitete Dach
über dem Kopf der Arbeiter gilt. Denn die Richter drohten den Besetzern auch mit der Enteignung
ihrer Häuser. Darauf wurde in Enfield die Besetzung aufgegeben und durch eine Blockade ersetzt.
In Belfast wurde sie jedoch in ungebrochener Stärke fortgesetzt.
Ein neues Angebot der
Geschäftsleitung gab es erst, als die entlassenen Visteon-Kollegen damit drohten, Streikposten
vor dem einzigen ausgelasteten Werk von Ford GB aufzuziehen — es stellt ein wesentliches Glied
in der Zulieferkette dar. Das half: Am Ende stand eine Vereinbarung, die das Zehnfache des
ursprünglichen Angebots ausmacht. Der Deal wurde in allen drei Niederlassungen mit großer
Mehrheit angenommen.
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