SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Juli 2009, Seite 13

Visteon GB

Erfolgreiche Werksbesetzungen

In SoZ 6/08 berichteten wir über die Schwierigkeiten, mit denen die Berliner Belegschaft von Visteon konfrontiert war, um die geplante Halbierung der Beschäftigten zu verhindern; die Beschäftigten der Ford-Tochter verstanden dies als erste Stufe zur vollständigen Schließung des Werks. Vor einer ähnlichen Situation standen Ende März dieses Jahres die Visteon-Belegschaften auf der britischen Insel. Die Firma verkündete die Schließung von drei Fabriken in Belfast, Basildon (Essex) und Enfield (London) — insgesamt 610 Lohnabhängige sollten nach Hause geschickt werden. Bevor das Management die Betriebe in die Insolvenz schickte, ließ es die Belegschaften bis zur letzen Minute arbeiten, in der Absicht, ihnen nicht mal die letzten Schichten zu bezahlen. Noch am selben Tag besetzten erst die Arbeiter in Belfast und dann in den anderen Werken ihre Betriebe, um ein Faustpfand zu haben und nicht mit leeren Händen abgespeist zu werden.Obwohl die Betroffenen Mitglied der Gewerkschaft Unite waren, unternahm diese außer einer dürftigen Rechtsberatung wenig, um die Besetzung zu einem Erfolg zumachen. Die britische Regierung war bemüht, die Situation in den Werken nicht eskalieren zu lassen. Sie wollte kein sichtbares Exempel schaffen, dass die vielen zukünftigen Arbeitslosen aus insolventen Betrieben nicht nur damit rechnen müssen, um ihren Lohn betrogen zu werden, sondern dazu noch die Polizei auf den Hals bekommen. Dafür fanden sich willfährige Richter, die dem Unternehmen eine gerichtliche Verfügung ausstellten, die insbesondere den Vertrauensleuten Gefängnisstrafen versprachen, sollten sie die Besetzung aufrechterhalten. Diese Juristen demonstrierten auch, wie wenig der Schutz des ansonsten heiligen Privateigentums für das selbst erarbeitete Dach über dem Kopf der Arbeiter gilt. Denn die Richter drohten den Besetzern auch mit der Enteignung ihrer Häuser. Darauf wurde in Enfield die Besetzung aufgegeben und durch eine Blockade ersetzt. In Belfast wurde sie jedoch in ungebrochener Stärke fortgesetzt.
Ein neues Angebot der Geschäftsleitung gab es erst, als die entlassenen Visteon-Kollegen damit drohten, Streikposten vor dem einzigen ausgelasteten Werk von Ford GB aufzuziehen — es stellt ein wesentliches Glied in der Zulieferkette dar. Das half: Am Ende stand eine Vereinbarung, die das Zehnfache des ursprünglichen Angebots ausmacht. Der Deal wurde in allen drei Niederlassungen mit großer Mehrheit angenommen.


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