SoZ - Sozialistische Zeitung |
Fast zwanzig Jahre nach Jean Zieglers Buch Die Schweiz wäscht
weißer über die Verbindungen der Schweizer Bankenwelt zur Unterwelt haben zwei
Journalisten nachgelegt. Mit dem Untertitel „Steuerflucht: Wie sich der größte
Bankenstaat der Welt korrumpiert und andere Länder destabilisiert” greifen sie die
Debatte um Finanzkrach, Bankengeheimnis und Schwarzgeldkonten samt Steuerflucht auf.Anhand des
Vorgehens der Schweizer Großbank UBS und der Regierungen vieler Kantone zeigen die
Autoren, wie das Bankgeheimnis der Schweiz zulasten der Steuerfluchtländer funktioniert.
Die Abwerbung von Millionären an Wohnsitze in der Schweiz mit niedrigen Steuern
funktioniert. Die Nummernkonten werfen reichlich Zinsen ab. Die reichen Gemeinden können
sich Steuernachlässe leisten. Die Schweizer Banken haben sich im internationalen
Finanzhandel den Ruf eines sicheren Geldflucht- und Geldwäschestandortes erarbeitet und
das Bankgeheimnis so lange verteidigt, bis die Krise sie jetzt zu einigen moderaten
Änderungen gezwungen hat — wollte die Schweiz nicht auf eine Liste mit
„nichtkooperativen” Ländern geraten.
Aber die Autoren Viktor Parma
und Werner Vontobel zeigen nicht nur, wieviel Reichtum sich an einigen Orten der Schweiz und
in ihren Bankbilanzen angehäuft hat, sie verfolgen auch, woher das Geld eigentlich kommt.
Für den deutschen Leser ist es sehr aufschlussreich, wie in diesem Buch die
gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland, die Herausbildung eines Niedriglohnsektors, die
Umverteilung zugunsten der Reichen, die Steuerpolitik und die Verschlechterung des
Sozialstaats einhergehen mit der Ansammlung von teilweise illegalen Geldern in der Schweiz.
„Steuerflucht und die Krise der öffentlichen Güter” und „Der
globale Lohndruck- oder: Wie Megavermögen entstehen” sind zwei der lesbar
geschrieben und gegen den Strich recherchierten Kapitel.
Wie sich die Schweiz dem schon
länger bestehenden politischen Druck anderer Länder, etwa den USA, so lange
widersetzen konnte, ist ein Lehrbeispiel der neueren Wirtschaftsgeschichte. Das Buch wurde zu
Beginn der derzeitigen Krise abgeschlossen und kann daher nicht auf die neueste Entwicklung
eingehen, wonach sich die Schweiz zu einer Aufweichung ihres Steuergeheimnisses bereit
erklärt hat. Dennoch lohnt sich die Lektüre.
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