SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die Herausgeberin und ihr Team tragen in 30 Kapiteln 262 Quellen
zusammen. Sie spiegeln die vielfältigen Strömungen und Themenfelder aus 40 Jahren
bundesdeutscher — autonomer und organisierter — Frauenbewegung wider. In einem
Vorwort und in den Einführungen zu den verschiedenen Kapiteln werden die Bewegungen in
einen historischen und gesellschaftlichen Kontext gestellt. Dann folgen die ausgewählten
Quellentexte, denen jeweils ein Kommentar vorangestellt ist. Den verschiedenen, für die
Frauenbewegungen bereits entwickelten Phasenmodellen fügt Lenz ein weiteres Vier-Phasen-
Modell hinzu: Von der Bewusstwerdung und Artikulation (1968—1975), Pluralisierung und
Konsolidierung (1976—1980), Professionalisierung und institutionelle Integration
(1980—1989) zur Internationalisierung, Vereinigung und Neuorientierung
(1989—2000).
Anstelle eines Schlussworts
stehen „Zwischenbemerkungen zur unendlichen Geschichte”, in denen die am Projekt
beteiligten studentischen Mitarbeiterinnen darlegen, welche Erkenntnisse sie aus dem Projekt
gewonnen haben. Gemeinsam wurde so ein komplexes Standardwerk für die Geschichte der
neuen Frauenbewegung geschaffen, das für Lehre und Forschung unentbehrlich werden wird,
aber auch für Zeitzeugen, Journalisten, Studierenden und „einfach
Interessierte” eine wichtige Quelle darstellt. Schade, dass die unabhängige
Frauenbewegung in der DDR zu kurz kommt. Dass die „kritische Männerforschung”
in einem Buch über Schlüsseltexte der Frauenbewegung einen Platz findet, kann man
gut finden oder auch nicht. Teil der Frauenbewegung sind die Autoren nicht. Die Frauenbewegung
hatte immer auch männliche Unterstützer, ob das die „emanzipierten
Männerforscher” sind oder waren, bleibt dahingestellt. Seit einiger Zeit ist es das
Anliegen einiger „Genderforscherinnen”, die weit verbreitete Stereotype der
homogenen „männerfeindlichen” Frauenbewegung aufzulösen. Angesichts des
Wandels von der Frauenforschung zur Genderforschung ist der Paradigmenwechsel ohnehin
(scheinbar) notwendig.
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