SoZ - Sozialistische Zeitung |
UUnter dem Titel „Paris — Boulevard St. Martin No.
11” kommen die Erinnerungen des jüdischen Antifaschisten und
Widerstandskämpfers Peter Gingold in die Buchläden. Er starb im Jahre 2006 mit 90
Jahren und hinterließ ein angefangenes Manuskript, das nun zusammengefasst und
herausgegeben wurde.
Abenteuerliche Schilderungen
seiner Flucht aus Aschaffenburg nach Frankreich, seiner politischen Erziehung, seiner
Tätigkeit in der Résistance, seiner Flucht aus den Händen der Gestapo, seiner
weiteren Tätigkeit nach dem Kriege in der Bundesrepublik in der KPD und der VVN. Immer
verfolgt, richtig „angekommen” dann, wenn er mit jungen Leuten über seinen
antifaschistischen Kampf diskutierte, Lehren aus dieser Vergangenheit zog und bis kurz vor
seinem Tod auf Kundgebungen, Veranstaltungen und vielen Gelegenheiten aus seinem Leben
erzählend. Zur gegenwärtigen Politik Stellung nehmend zog er die Schlussfolgerungen
dieser Generation: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Wehret den
Anfängen!"
Nach der Flucht nach
Frankreich lernt er seine Frau bei der kommunistischen Jugend kennen, heiratet und bekommt mit
ihr zu Beginn der deutschen Besetzung von Paris eine Tochter. Deren Leben kann gerettet
werden, obwohl beide Eltern verfolgt werden, Peter dann von der Gestapo gefasst wird. Der
Titel beschreibt das Haus, durch dessen Hintertür Peter die Flucht gelang. Diese Flucht
ist ein Beispiel von Tatkraft und Zufall, wie es nur ganz wenigen Widerständlern
gegönnt war. Danach ist er weiter in der Résistance tätig. Als die
Antifaschisten den Sieg über Hitler feiern, kehrt Peter nach Deutschland zurück und
bleibt in Hessen — die Geschwister sind im KZ umgekommen. Seine politische
Tätigkeit, seine Einstellungen schildert er als verständliche, diskussionswerte
Haltungen in der Repressionszeit des KPD-Verbots, in seinem Verhältnis zur DDR und
später zur Wende. Ihm ist wichtig zu vermitteln: Was kann jeder tun, um eine Wiederholung
solcher Untaten wie zur Nazizeit unmöglich zu machen?
Es ist ein Erinnerungsbuch aus
einer Zeit, deren Zeitzeugen alt oder schon gestorben sind, weshalb die Stimmen der alten
Antifaschisten historische Zeugnisse sind. Das aufzubewahren, gelingt dem Buch in sehr
empfehlenswerter Weise.
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Sozialistische Hefte für Theorie und Praxis Sonderausgabe der SoZ 42 Seiten, 5 Euro, |
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