SoZ - Sozialistische Zeitung |
Der Lagebericht an der Sozialfront lautet: Die Alimentierung der „Nicht-mehr-
Gebrauchten” ist zu teuer; die (Niedrig-)Lohnarbeit ist zu teuer; das Sozialversicherungssystem ist zu teuer; die
Gesundheits- und Pflegekosten müssen „rationiert” werden; jedes annähernd den Lebensstandard
sichernde Rentensystem wird unfinanzierbar; die innere Sicherheit muss sicher bleiben.
Sieben auf einen Streich! Das FDP-Bürgergeld
kanns richten! Kommt es doch nicht nur als Bürgergeld daher, sondern als Teil eines Steuersystems, eingebettet
in die Zerschlagung der verhassten Sozialversicherung, vernetzt mit der Förderung des Ehrenamts. Wer das
Bürgergeld begreifen will, muss das Ganze sehen, in dem es hängt.
1.Streich: Man deckele das
Bürgergeld auf pauschal 662 Euro und gelte damit alles ab, was Hartz IV bislang bedarfsabhängig bot (Miete,
Heizung, Warmwasser). Die Mietkostenexplosion ist damit im Griff. Die 6 Milliarden schweren Eingliederungskosten fallen
weg und damit alle Beratungs- und Betreuungskosten und vor allem der komplette öffentliche Beschäftigungssektor
samt Arbeitsamt. Denn wo Gemeinwohlarbeit war, soll Sozialmarkt werden. Und was der Sozialmarkt nicht vermarkten kann,
das wird das Ehrenamt richten.
2.Streich: Man verbessere
die Zuverdienstregelung und erweitere den Mini-Job-Sektor. Denn: Wer noch irgendwie arbeitsfähig ist, wird bei 662
Euro arbeiten müssen — und zwar dort, wo es Stellen geben kann: im Niedriglohnsektor. Bürgergeld statt
Mindestlohn, als flächendeckender Kombilohn eines aufgeblasenen Niedriglohnsektors — eine gigantische
Lohnsubvention.
3.Streich: Man ersetze die
umlagefinanzierte Sozialversicherung durch ein privates kapitalgedecktes Versicherungssystem mit
Grundversicherungspflicht.
4.- 6.Streich: Man
ersetze die Vollversicherung durch eine Kombination von Grundversorgung und Wahltarifen. Wer den bestmöglichsten
Leistungsumfang will, muss das aus eigener Tasche zahlen.
7.Streich: Wer ausrastet,
auf den wartet die Polizei.
In Ermangelung systemüberwindungsorientierter Bewegungen verbleiben seltsame „Hoffnungsträger":
der CSU-Landesgruppenchef Ramsauer oder der CDA-Vorsitzende Karl-Josef Laumann (CDU) oder Ralf Brauksiepe,
Arbeitsmarktexperte der CDU, und natürlich die gesamte katholische Soziallehre. Die stellen sich nämlich gegen
das FDP-Bürgergeld, und Norbert Blüm sagt es klar: „Das Bürgergeld ist die Dampfwalze, die den Sozialstaat plattmacht!"
Jene Blümsche Klarsicht fehlt Werner Rätz von Attac und der Bonner Attac-AG, die das bedingungslose Grundeinkommen fordern. Blüms Dampfwalze erscheint ihnen
als Vordereingang zu einem „kulturellen und sozial erfüllten Leben” Im Retro-Sound einer
Zukunftswerkstatt erträumen sie ein Universum volksgemeinschaftlicher Glückseligkeit, gestützt auf ein BGE von genau 989,99 Euro, das ist nämlich die Pfändungsgrenze. Und der Sozialstaat muss natürlich massiv
ausgebaut werden; denn: „Für die Finanzierung notwendiger Dienstleistungen muss die Gemeinschaft (!) Sorge tragen.” Welche Gemeinschaft?
Wer sich nicht (wenigstens) gegen die Verschlechterungen
von Hartz IV zusammenschließt, hat das FDP-Bürgergeld verdient. Ohne Widerstandsfleiß kein
Widerstandpreis!
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