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Beim Agrarministerrat in Luxemburg am 22.Juni 2009 gab die EU-Kommission der Forderung von
21 Staaten nach Hilfen für die Milchbäuerinnen nach und sagte Unterstützungsleistungen in Höhe von
280 Mio. Euro zu.
Auf den ersten Blick hören sich 280 Mio. Euro gut
an. Die Milchbauern haben damit einen ersten kleinen Erfolg erzielt. Aber der Betrag wird nach dem Gießkannenprinzip
auf die EU-Länder verteilt. Dabei kommt bei den einzelnen Staaten so wenig Geld an, dass man höchstens von
einem kleinen Tropfen auf dem heißen Stein sprechen kann. Deutschland erhält 50 Mio. Euro — im Vergleich
zu den 5 Mrd. Euro, die von der Bundesregierung insgesamt für die Abwrackprämie zur Verfügung gestellt
wurden, um mit der Autoindustrie einen höchst fragwürdigen Industriezweig zu stützen, ist das gerade zu
lächerlich.
Es fehlen auch Vorgaben, wie das Geld zu verwenden ist.
Die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner fordert die Länder auf, das Geld in Schulmilchprogramme oder in
Grünlandprogramme zu stecken. Ein Konzept ist nicht erkennbar. Schulmilch- und Grünlandprogramme sind beides
wünschenswerte Vorhaben.Aber was kommt dann von dem wenigen Geld noch bei den Milchbäuerinnen an? Bei den
Schulmilchprogrammen treten zwischen die Schulen und die Bauern noch die Molkereien, die auch was vom Kuchen abhaben
wollen, und Grünland lässt sich auch mit anderen Tieren als Rindern bewirtschaften.
Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass die Nachfrage
kurzfristig steigt und die Preise dadurch leicht in die Höhe gehen. Aber da liegt auch schon das Problem. Zum einen
kann mit so einem verhältnismäßig geringen Betrag die Nachfrage nach Milch nicht so gesteigert werden,
dass die Milchpreise auf ein Niveau steigen, bei dem die Milchbauern kostenneutral wirtschaften und von ihrem Erzeugnis
leben können.
Zum anderen handelt es sich hierbei um eine einmalige
Maßnahme. Sobald die Nachfrage wieder sinkt, werden die Preise ebenfalls wieder sinken und dieser minimale Effekt
verpufft. Außerdem bleiben die neoliberalen Strukturen in der Milchwirtschaft unangetastet. Zukünftige
Schwankungen auf dem Weltmarkt, dem die Milchbäuerinnen fatalerweise unterliegen, werden nicht ausgeglichen.
Forderungen des EMB (European Milk Board), dem europäischen Dachverband des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter
(BDM) nach der Beibehaltung der Milchquote und Abschaffung der Exportsubventionen bleiben unerhört. Der Ausstieg aus
der Milchquote wird weiter betrieben, und die Exportsubventionen werden auch weiter gezahlt. Dabei sind das die beiden
Instrumente, die die Milchproduktion weiter erhöhen und so für einen weiteren Preisverfall sorgen werden.
Die Milchquote muss beibehalten werden und die
Eportsubventionen gehöhren abgeschaft. Die neoliberale Agrarpolitik gefährdet massiv Arbeitsplätze,
schadet Tier und Umwelt und nutzt niemanden.
Für die Milchbäuerinnen ist es trotzdem auf
kurze Sicht ein kleiner Erfolg. Er zeigt ihnen, dass der Protest was genützt hat. Sie können sich ermutigt
fühlen, weiter zu kämpfen.
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