Sozialistische Zeitung |
Dieser furiose Film spielt zu Beginn der letzten Dekade des vorigen Jahrhunderts - im Jahr 1991 in Kuwait am
Ende des Golfkriegs.
Vier US-Soldaten, denen es mangels Gegenwehr der Iraker zu langweilig
geworden ist, beschließen, das Gold zu holen, das Saddam den Kuwaitis gestohlen hat. Sie wollen es für sich selber haben. So
machen sie sich auf den Weg in den Irak, mit dem zu diesem Zeitpunkt bereits Waffenstillstand geschlossen ist.
Der Film ist unkonventionell. Er arbeitet mit schnellen Schnitten, rasanten
Kamerafahrten, Handkameras, die den Darstellern hinterherlaufen, plötzliches Umschalten auf Zeitlupe u.ä. Bei der Darstellung von
Kriegsverletzungen werden den ZuschauerInnen Großaufnahmen zugemutet: Lunge und Leber von Schussverletzungen verstümmelt.
Der Flug der Kugel bis zum Einschlag in das Organ läßt sich gewissermaßen in Superzeitlupe verfolgen. Weil der Film mit
diesem Stilmittel sehr sparsam umgeht, wirkt es nicht reißerisch, sondern im Sinne eines heilsamen Schocks. Der Krieg wird
entmystifiziert.
Auch andere Szenen legen das nahe. Die US-Soldaten im Lager langweilen
sich, die Iraker ergeben sich massenhaft, während im irakischen Binnenland die alliierten Bomben ihr mörderisches Werk
verrichten.
Auf ihrer Reise durch den Südirak begegnen die vier
Goldräuber ZivilistInnen, die von den USA die Befreiung vom Saddam-Regime erwarten, schiitischen Rebellen, irakischen Soldaten und
den berüchtigten republikanischen Garden. Letztere, die dem Angriff der Alliierten kaum Widerstand entgegengesetzt haben, führen
einen brutalen Krieg gegen das eigene Volk. Rassistische Klischees gegen Araber werden vermieden bis auf eine Szene, wo Angehörige
der republikanischen Garden panisch fliehen, angeblich aus Angst vor Saddam Hussein.
Die kritischen Untertöne fehlen auch nicht. Es wird die Inszenierung
des Medienkriegs durch eine NBC-Reporterin vorgeführt. Die Folterkeller des irakischen Geheimdienstes fehlen ebenso wenig wie die
Andeutung der katastrophalen Auswirkungen der alliierten Kriegführung auf die irakische Zivilbevölkerung. Einer der vier GIs
wird gefangen genommen. Er erfährt, dass sein Folterer in den 80er Jahren vom US-Geheimdienst CIA in
"Verhörtechniken" ausgebildet wurde, als der Irak noch Krieg gegen den Iran führte. Außerdem hat dieser
Folterknecht seine Familie bei einem Bombenangriff verloren. Zum Schluss wird dem US-Soldaten von seinen Peinigern Öl
eingeflößt, um ihm drastisch klar zu machen, wofür die USA Krieg führen. Wer ist hier Opfer und wer Täter?
Den Stil des Films könnte man mit "Hollywood goes
Dogma" kennzeichnen. Er enthält außerdem Elemente des klassischen Abenteuerfilms, des Actionfilms, des (Anti-
)Kriegsfilms und des Splatterfilms. Er ist sicher nichts für zarte Gemüter und eine Portion Ironie sollte man auch mitbringen. Es ist
aber trotzdem ein sehenswerter Film, der keine ausdrückliche Botschaft hat und gerade deshalb zum Nachdenken anregt. Nur das Ende ist
eine Enttäuschung und dann doch US-patriotisch eingefärbt. Die Goldräuber verwandeln sich unversehens in "freedom
fighters", die "Freiheit und Democracy" in die Welt tragen. Dieser Bruch irritiert und lässt einen ratlos zurück.
Damit beschreibt der Film ungewollt den Zustand der Linken nach dem Kosovo-Krieg.
Andreas Bodden