Sozialistische Zeitung |
Am 13.März 2000 haben General Motors (GM) und Fiat eine zukünftige enge Zusammenarbeit
beschlossen. Die Beschäftigten beider Konzerne befürchten nun, dass es durch die Allianz des Marktführers und der Nummer
sechs im Automobilgeschäft zu zahlreichen Entlassungen kommen wird.
Am 30. und 31.Mai gab es mehrere Produktionsausfällen in einem
Bochumer Opel-Werk, da die Belegschaft ihr Recht auf Information über die Folgen der Allianz wahrnahm und an den
Informationsstunden der Vertrauensleute teilnahm. Bereits am 26.Mai legte nahezu die gesamte Frühschicht im Bochumer Werk II die
Arbeit nieder, um etwas über den Stand der Verhandlungen zu erfahren. Die Werksleitung bestätigte daraufhin, dass etwa 2000
Beschäftigte des Bochumer Werkes II von der Allianz zwischen GM und Fiat betroffen sein werden.
Opel-Chef Robert Hendry bewertete die Zusammenarbeit als
"große Chance" für beide Unternehmen. GM wird zukünftig einen Anteil von 20% am Fiat-Aktienkapital halten,
während Fiat mit 5,1% bei GM beteiligt sein wird. Dies biete für beide Partner die Möglichkeit "ihre
Wettbewerbsfähigkeit weiter deutlich stärken" zu können, erklärte Hendry in einer Presseerklärung. Beide
Konzerne erwarten sich vor allem durch die geplanten Joint Ventures im Einkauf sowie bei Motoren und Getrieben Vorteile.
Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat forderten neben dem Ausschluss
von betriebsbedingten Kündigungen und der Anerkennung der bestehenden Arbeitnehmervertretungen vor allem Besitzstandswahrung bei
Arbeitsbedingungen, Einkommen und Sozialleistungen. Die Unternehmen Opel, Vauxhall und Saab müssten in "vollem
Umfang" erhalten bleiben, bekräftigte der Opel-Gesamtbetriebsratvorsitzende Rudolf Müller in der Aufsichtsratsitzung.
In Italien waren die Reaktionen auf das bevorstehende Abkommen
gespalten. Der Vorsitzende des ehemals PCI-nahen Gewerkschaftsbundes CGIL nannte die Allianz zwischen Fiat und GM in einem Interview
mit La Repubblica eine "Gelegenheit für eine objektive Stärkung". Die Entscheidung für eine Allianz sei von Fiat
und der italienischen Wirtschaft gebraucht worden. Auch Claudio Sabbatini, Generalsekretär der FIOM bestätigte in Il Manifesto:
"Fiat allein wäre eingegangen". Die Rifondazione Comunista (PRC) in Turin forderte hingegen eine gemeinsame Strategie der
italienischen und US-amerikanischen Beschäftigten. Auch in Deutschland verwehrt sich eine Gruppe von Bochumer Opel-Arbeitern
dagegen, sich auf eine "nationale Standortsicht" zu beschränken. Sie suchen Kontakt zu KollegInnen aus anderen Opel-Werken
und FIAT-Beschäftigten, um zu verhindern, bei der Fusion gegeneinander ausgespielt zu werden.
Patrick Hagen