Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.18 vom 31.08.2000, Seite 10

Grüne Gentechnologie

Lösung oder Problem?

"Was haben Bauern aus Thailand, wo Vitamin-A-Mangel ein verbreitetes Problem ist, gegen gentechnisch manipulierten Reis, der extra viel Vitamin A enthält?", lautet eine der Fragen, die der internationale Kongress "Gentechnik in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion" des Gen-ethischen Netzwerks vom 1. bis 3.September in Köln beantworten will.
Den Ort der Veranstaltung, zu dem Gäste aus fünf Kontinenten erwartet werden, haben die Veranstalter nicht zufällig ausgewählt. Vor zehn Jahren hat das Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung den ersten Freisetzungsversuch in Deutschland mit gentechnisch manipulierten Pflanzen in Köln durchgeführt. Mittlerweile ist die Stadt zu einem Zentrum für die sog. Grüne Gentechnologie in Deutschland geworden.
Dafür stehen nach Angaben der Kongressveranstalter das Rechtsrheinische Technologiezentrum (RTZ), das Institut für Gentechnik, die Lobbyorganisation BioGentech NRW und in der nähren Umgebung Bayer Leverkusen und Milteny Biotechnics in Bergisch-Gladbach.
Der Kongress, zu dem prominente Gegner, aber auch ebensolche Befürworter der sog. Grünen Gentechnologie eingeladen sind, will das kritische Bewusstsein der Öffentlichkeit gegenüber der neuen Technologie schärfen. Ziel der Veranstalter sei es nicht, die "neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Fachgesprächen zu vertiefen", sondern die sozioökonomischen Auswirkungen der Gentechnologie zu reflektieren und ihre angeblichen Problemlösungpotenziale für die Welternährung zu überprüfen, erklärte ein Pressesprecher.
Die Befürworter dieser Technologie argumentieren, die Grüne Gentechnologie sei notwendig zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge und zur Senkung des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Die Gegner dieser Technologie befürchten jedoch nicht nur, dass sich die Qualität der Nahrung verschlechtert. In ihren Augen sind die transgenen Pflanzen vor allem für die industrialisierte Landwirtschaft des Nordens maßgeschneidert und dürften kaum den Hunger im Süden dieser Welt bekämpfen, sondern stattdessen schon eher die Bilanzen der multinationalen Saatgut- und Chemieriesen in die Höhe treiben.
Begleitet wird der Kongress von einem Camp, von dem aus die Anti-Gentechnik- Bewegung zu Aktionen gegen die zahlreichen Unternehmen und Einrichtungen der Grünen Gentechnologie in Köln aufruft. "Gagatu" heißt der einprägsame Name des Projekts, das Camp und Kongress umfasst. Der Name ist eine Spielerei mit den Nukleotiden Guanin, Adenin, Thymin und Uracil, die Bestandteile der Ribonukleinsäure (RNA) und Träger der genetischen Erbinformationen sind.

Gerhard Klas

Infos: Fon (030) 6858030, E-Mail: gagatu@gen-ethisches-netzwerk.de.


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