Sozialistische Zeitung |
Die Kundgebungen und Aktionen gegen den Neonaziaufmarsch am 21.Oktober in Dortmund könnten exemplarisch
für künftige Mobilisierungen dieser Art stehen: während mehr als 10000 Menschen bei Sonnenwetter, Musikeinlagen und
Bratwürstchen weitab vom Geschehen andächtig den Reden von Ministerpräsident Wolfgang Clement und Gerd Niebaum, dem
Präsidenten des Fußballclubs Borussia Dortmund, lauschten, gab es für mehrere tausend AntifaschistInnen, die den Naziaufmarsch mit
Blockaden verhindern wollten, Prügel und Festnahmen durch die Polizei.
Neben diesem äußeren Erscheinungsbild gibt es auch inhaltliche Differenzen: Clement
würde es niemals in den Sinn kommen, die Abschiebepolitik seines Innenministers Fritz Behrens zu kritisieren, der nun auch mehrere Aktivisten aus
dem Wanderkirchenasyl in die Türkei deportieren will. Dort werden Folterknechte die schmutzige Arbeit übernehmen Clement und sein
Adlatus Behrens werden ihre Hände in Unschuld waschen.
Dieses Pilatussyndrom macht die "Heuchler"-Rufe einiger Kundgebungsteilnehmer mehr
als verständlich. Dennoch ist es als Erfolg zu werten, dass so viele zu der von SPD, Stadtverwaltung, Grünen und Gewerkschaften veranstalteten
Versammlung gegen rechte Gewalt gekommen sind. Nun gilt es einen Weg zu finden, möglichst viele von ihnen zu direkten Aktionen gegen die
Aufmärsche der Neonazis und gegen die rassistische Politik der Regierung zu bewegen. Nicht mit dem moralischen Zeigefinger, sondern mit politischen
Argumenten, faulem Obst, Mehlbomben und Eiern, von denen sich letztere vorzüglich als Wurfgeschosse gegen Neonazis und heuchelnde Fensterredner
eignen.
Ein Modell, das schon am kommenden Wochenende auf seine Wirksamkeit getestet werden
könnte: in Düsseldorf wollen NPD und Kameradschaften aufmarschieren, weitab vom Geschehen soll eine Großkundgebung mit
Oberbürgermeister Joachim Erwin stattfinden, bekannt als Anhänger des rechten und ausländerfeindlichen Koch-Flügels in der
CDU.
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