Sozialistische Zeitung |
Ein ungleiches Paar, das ist die Konstellation, aus der diese irische Komödie ihren Reiz bezieht. Denn der
Kirchenchorsänger, Lehrer und Einzelgänger Brendan und die gesellige, flippige Einbrecherin Trudy haben auf den ersten Blick gar nichts
gemeinsam. Trotzdem lernen sie sich in einem Dubliner Pub kennen und lieben.
Dass katholische SängerInnen und Angehörige der "Halbwelt" die
gleiche Kneipe besuchen, ist nach hiesigem Verständnis zwar eigentlich völlig unmöglich, aber in Irland gehen die Uhren bekanntlich
anders. Trotzdem geht die Beziehungsanknüpfung zwischen den beiden etwas zu schnell und ist insgesamt unglaubwürdig und ein wenig
aufgesetzt. Was daraus folgt, ist aber doch recht amüsant.
Der eigenbrötlerische, verschrobene und zerstreute Brendan, der es noch nicht einmal
schafft, sich die Namen seiner Schüler zu merken, hat einen "Fehler", den auch alle FilmkritikerInnen haben: Er geht zu oft ins Kino. Dort
holt er sich die Erlebnisse, die ihm im realen Leben völlig fehlen. Das ist nämlich eher trostlos. Er versucht ohne großen Elan, einer
ignoranten Schülerbande etwas beizubringen. Die Abende verbringt er entweder allein oder im Kirchenchor. Gelegentlich besucht er seine
spießige Familie, wo sein Schwager einen Wagen mit der Aufschrift "Middle class and proud of it" fährt.
Trudy hingegen nutzt den Tag zum schlafen, den Abend für Parties und die Nacht
für kleine Einbrüche. Um seiner Freundin zu imponieren, singt Brendan ihr lateinische Choräle vor, versucht, einen Nigerianer vor der
Abschiebung zu bewahren und gibt vor seinen Schülern sehr klassisch wirkende Versionen von Iggy-Pop-Liedern zum besten. Schließlich
begehen die beiden einen Einbruch in Brendans Schule, was Trudy zwei Jahre ihrer Freiheit kostet, die beiden aber in den Hafen der Ehe, zu einer
Scheidung, zu einer erneuten Ehe und zu vielen Kindern bringt.
So weit bietet der Film eine konventionelle love story mit Happyend. Das ganze wird aber
mit sehr irischem Humor, irischem Lokalkolorit und liebevoll gezeichneten skurrilen Figuren angereichert. Darüber hinaus bekommt man einen wenn
auch oberflächlichen Eindruck von den Veränderungen in der irischen Gesellschaft während des "Wirtschaftswunders" am
Ende der 90er Jahre, durch die Irland von einem Agrarstaat zu einem der Zentren der Informationsgesellschaft wurde. Nicht von ungefähr sind es
Computer, auf die es Brendan und Trudy auf ihrem gemeinsamen Raubzug abgesehen haben.
Für CinastInnen bietet der Film eine Reihe von Zitaten aus berühmten Filmen,
die Brendans Filmleidenschaft geschuldet sind. So schlüpfen Brendan und Trudy in die Rollen von Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg aus Godards
Außer Atem. Die Zitate bleiben aber wirklich reines Zitat, d.h., dass der Film seine Vorbilder weder weiter entwickelt, noch parodiert, noch mit den
bekannten Genreklischees spielt. Die Filmzitate sind lediglich Schnörkel an einer konventionellen Geschichte, die allenfalls einen nostalgischen
Wiedererkennungseffekt bieten.
Alles in allem ist der Film gut gemachte Unterhaltung, die einem einen angenehmen Abend
verschafft, wenn man gerade nichts besseres vorhat. Allen BesucherInnen sei geraten, das Kino nicht zu früh zu verlassen, denn der Abspann ist das
beste am ganzen Film.
Andreas Bodden
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