Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.02 vom 17.01.2001, Seite 14

Willy Drehsen

08.11.1924 bis 15.12.2000

Am 15.Dezember 2000 starb in Köln Willy Drehsen. Willy Drehsen wurde am 8.November 1924 geboren und wuchs in einer politisch engagierten Familie auf. Von seinen Eltern, die oppositionelle Kommunisten waren, lernte er schon früh Menschlichkeit und Solidarität.
In der Nazizeit wird das Haus Drehsen zur Durchgangsstation für manchen Genossen in Bedrängnis. Gegen Ende seiner Lehrzeit geriet Willy in Konflikt mit dem Nazi-Regime. Ein Spitzel denunzierte ihn wegen nazifeindlicher Äußerungen. Willy wurde rechtzeitig von einem älteren Kollegen gewarnt. Nur durch freiwilliges Melden als Soldat konnte er sich einer Strafaktion entziehen.
Er kam zur Marine. Militärischer Drill und Kadavergehorsam waren ihm fremd und zuwider und so kam es schnell zum Konflikt. Wegen unerlaubten Entfernens von der Trupp wurde Willy zu 25 Jahren Festungshaft verurteilt. Seine damalige Verlobte und spätere Frau Gertrud war die einzige, die ihn in der Festung Pillau, wie er sagte, "in Ketten gesehen hat".
Das Willy nicht lange in der Festungshaft blieb, lag daran, dass das Regime Soldaten und Kanonenfutter für den Endsieg brauchte. Willy kam an die Ostfront, wo er dann in russische Gefangenschaft geriet. Dort arbeiteten die deutschen Gefangenen mit Menschen, die aus der gesamten Sowjetunion kamen, im Wald.
1948 wird er entlassen und kommt nach Köln zurück. Willys Erkenntnis war: Man muss etwas tun um die Verhältnisse zu ändern und um eine menschliche Gesellschaft zu schaffen. Er ging in die SPD und betätigte sich aktiv bei den Jungsozialisten. Er lernte Georg Jungclas, Jakob Moneta und andere Genossinnen und Genossen kennen, deren politische Anschauungen und Einschätzungen er teilte. Er wurde in die Kölner Gruppe der deutschen Sektion der IV.Internationale aufgenommen, die damals in der SPD arbeitete.
Zeit seines Lebens blieb er den Ideen der IV.Internationale verbunden. Er sprach bis zuletzt mit tiefer Hochachtung von den Menschen aus vielen Ländern, die er im Laufe der Jahre kennen gelernt hatte.
Willy war viele Jahre der Vorsitzende der Kölner Jungsozialisten und war beteiligt an der Organisierung des Kampfes gegen die Wiederaufrüstung und Militarisierung, was in der Adenauer-Ära, der Hoch-Zeit des Antikommunismus und der Reaktion, nicht immer leicht war.
Er wirkte mit im Marxistischen Arbeitskreis Köln (MAK), der linke Sozialdemokraten und Genossinnen und Genossen der IV.Internationale in Köln umfasste.
Willy Drehsen nahm auch Teil an der Organisierung der Solidaritätsbewegung für die kolonialen Befreiungskämpfe, insbesondere für ein Freies Algerien und gegen den Vietnamkrieg.
Daneben war er auch Gewerkschafter, er arbeitete als Monteur bei den GEW-Werken und gehörte dem Betriebsrat an. In den 50er Jahren kam es vor, dass Willy jemanden mit nach Hause brachte und zu seiner Frau sagte : "Der Sowieso wohnt ein paar Tage bei uns bis er eine Bleibe gefunden hat." Manchmal wurden daraus Wochen oder Monate und das in der kleinen Dachgeschosswohnung, die Drehsens damals bewohnten. Noch bis weit in die 60er Jahre gab es im Hause Drehsen immer noch einen freien Platz zum Wohnen für Freunde oder Genossen.
Mit der beruflichen Veränderung, der Übernahme eines Kiosks und gesundheitliche Probleme wurde es etwas ruhiger mit den politischen Aktivitäten. Willy beschränkte sein politisches Engagement auf die Unterstützung von Gertrud bei der Stadtranderholung und der Seniorenarbeit der Arbeiterwohlfahrt im Stadtteil. Nach dem Tod Gertruds hat Willy die Seniorenarbeit von Gertrud fortgeführt.
Willy hat immer Kontakt zu alten Freunden und den Genossen der IV.Internationalen gehalten und die neuen Ausgaben der Schriften Trotzkis sowie die Publikationen der trotzkistischen Bewegung studiert.
Der Angriffskrieg der NATO auf Jugoslawien unter Beteiligung Deutschlands, war für ihn ein schwerer Schlag. Er fürchtete auch um seine vielen jugoslawischen Freunde. Diesen Bombenkrieg, von einer sozialdemokratisch bestimmten Regierung mit verantwortet, forderte ihn noch einmal heraus. Vehement brandmarkte er die Schandtaten der sozialdemokratisch-grünen Kriegspolitik.
Wir verlieren mit Willy nicht nur einen Genossen, sondern einen Menschen, der Humanität und Menschenwürde bei seinem politischen Denken und Handeln stets in den Vordergrund stellte. Für ihn galt, Menschsein heißt Kommunist sein, Kommunist sein heißt Kämpfer sein.

Hans Peiffer

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