Sozialistische Zeitung |
Am 1.März wurden im indischen Ranchi bei einer Demonstration gegen die zunehmende Polizeigewalt 41 Demonstranten
festgenommen und weitere 100 verletzt. Zu den Festgenommenen gehörte auch der Generalsekretär der Communist Party of India/Marxist-Leninist
(Liberation), Dipankar Bhattacharya, der die Demonstration vor dem Parlament des Staates Jharkand anführte. Anders als sonst bei solchen Protesten
üblich wurden die Verhafteten nach dem Ende der Demonstration nicht wieder auf freien Fuß gesetzt.
Bhattacharya wurde des Verstoßes gegen ein gutes dutzend Paragrafen des Strafgesetzbuchs
beschuldigt, darunter einige, wegen der er nicht gegen Kaution freigelassen werden konnte, und in das Zentralgefängnis von Ranchi verlegt. Das Zentralkomitee
der CPI-ML stellte in einer Erklärung vom 3.März fest, die Regierung von Jharkhand handle offenkundig mit stillschweigendem Einverständnis
der Unionsregierung. Am Abend des 8.März wurde er zusammen mit den 40 anderen Demonstranten nach verschiedenen Protesten im gesamten Land wieder
freigelassen werden. Die CPI-ML kündigte an, sie werde weiterhin mobilisieren, um die Aufhebung der falschen Anklagen zu erreichen.
Die Regierung in dem vor kurzem neu gebildeten 28.Bundesstaat Jharkand, der im Norden der
Republik Indien liegt, westlich von Westbengalen, stellt die Partei Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS in etwa: Nationales Freiwilligenkorps) zusammen mit
der Bharatiya Janata Party (BJP). Die RSS ist eine Formation des reaktionären Hindu-"Kommunalismus", der sich gegen Moslems, Christen, Sikhs
und den "Säkularismus" der in Indien lange Zeit dominierenden Kongress-Partei wendet. Die BJP stellt in Neu-Delhi den
Ministerpräsidenten. Sie wird ebenfalls als "kommunalistisch" und "hindu-nationalistisch" bezeichnet, gilt aber als etwas moderater als
die RSS.
Die CPI-ML (Liberation) ist eine politische Organisation, die ihren Ursprung in der maoistischen
Bewegung der 60er und 70er Jahre hat. Ihre Hochburg hatte diese in der Region Naxalbari in West-Bengalen und war strikt illegal, stark von autoritären
Konzeptionen geprägt. Sie zerfiel in zahlreiche Fraktionen, von denen sich einige CPI-ML nennen. Die CPI-ML (Liberation) gehört zu den
vergleichsweise bedeutenden und gut verankerten Organisationen. Sie nennt sich nach wie vor "marxistisch-leninistisch", hat sich jedoch in vieler Hinsicht
von stalinistischen Auffassungen und einem militärisch-kommandohaften Vorgehen entfernt. Zu zahlreichen Fragen wie etwa Autonomie der sozialen
Bewegungen hat sie eine neue Konzeption und Praxis entwickelt. (Siehe auch den ausführlichen Beitrag in SoZ 6/2000 über die Entwicklung der
CPI-ML und ihre Positionen.)
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