Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.07 vom 29.03.2001, Seite 2

Nach ver.di

Neue Einheitsgewerkschaft

von ROLF EULER

Um nicht missverstanden zu werden: der DGB als Dachorganisation von Einzelgewerkschaften ist relativ unwichtig. Und wenn sich seine Rolle zunehmend darauf beschränken sollte, Schulte zum Bündnis für Arbeit zu schicken und alles abzunicken, dann erst recht. Aber: die Gründung von ver.di hat gezeigt, dass die Rolle der Gewerkschaften im DGB und ihrer Organisation gründlich zu überdenken wäre.
Jetzt stehen unter dem Dach des DGB acht anstatt zwölf Einzelgewerkschaften, davon die drei großen ver.di mit 3 Millionen Mitgliedern, IG Metall mit mehr als 2 Millionen und IGBCE mit mehr als 1 Million. Das allein ist aber noch kein Fortschritt. Die Sachgebiete dieser Gewerkschaften sind nicht richtig abgegrenzt, es kommt ständig zu Überschneidungen und Problemen, zum Beispiel in Betrieben des IT- Bereichs, im Energiesektor, im Verkehr. Das schwächt bei ganz konkreten Auseinandersetzungen in Betrieben und Branchen. Das schwächt die Beschäftigten in Bereichen, die überwiegend unorganisiert sind. Das schwächt die Interessen von Arbeitslosen. Abgrenzungs- und Kooperationsverhandlungen zwischen den Gewerkschaften können nur unzureichend über das Problem hinwegtäuschen, führen zu weiteren Machtkämpfen.
Eigentlich hat der Zusammenschluss der fünf Gewerkschaften ÖTV, HBV, DAG, IG Medien und DPG einen Prozess eingeleitet, der alle Gewerkschaften umfassen müsste. Für viele Branchen und Betriebe gibt es mit ver.di eine einheitliche Gewerkschaft. Tarifpolitik ist sowieso nach wie vor Sache der Branchen, bei ver.di also der Fachgruppen. Die sind von oben bis unten durchorganisiert auf allen Ebenen. Man wird sehen, wie das laufen wird.
Wenn es überhaupt eine Perspektive für die Umorganisierung des DGB geben sollte, dann diese. Das Ziel müsste sein: eine einheitliche Gewerkschaftsmitgliedschaft für alle; jede und jeden Beschäftigten, Arbeitslosen, Scheinselbstständigen — und eine sachliche Unterteilung nach Fachbereichen, bei denen nicht erneut eine Gewerkschaft der anderen Konkurrenz macht.

Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50, Kontonummer 603 95 04


zum Anfang