Sozialistische Zeitung |
Vom 14. bis 17.März fand in Neapel ein Forum für Informationstechnologie statt, das von der OECD und der Weltbank
organisiert und von Großkonzernen wie Microsoft gesponsert wurde. Zeitgleich hat ein breites Bündnis eine Vielzahl von Gegenaktionen organisiert, die auf
brutale Weise von der Polizei angegriffen wurden. Die nachfolgenden Informationen stützen sich auf Berichte des Netzwerks "No Global" (ska@ecn.org);
sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Gegenaktionen begannen am Mittwoch abend, den 14.März, mit einer Demonstration, die
bereits massiv von der Polizei angegriffen wurde und bei der es auf seiten der Demonstrierenden auch einige Verletzte gab.
Am Donnerstag morgen antwortete das Netz "No Global" mit einer Demonstration von
mehreren hundert Menschen unter dem Motto "Schließen wir dem Großen Bruder die Augen"; mit Besen und Farbe wurden etwa ein Dutzend
Kameras, die überall im historischen Zentrum der Stadt angebracht waren, um jede Regung rund um die Uhr aufzuzeichnen, außer Betrieb gesetzt. Anti-
Aufruhr-Einheiten kreisten die Demonstration ein und "begleiteten" sie zur Architektur-Fakultät, wo sich die Demonstration auflöste.
Am frühen Nachmittag besetzten Studierende und das Netzwerk "No Global" die
Architekturfakultät, wo sie ihr logistisches Zentrum einrichteten: Räume für die Pressearbeit, für Übernachtungen und Versammlungen
wurden belegt.
Zeitgleich wurde das Rechenzentrum der Fakultät besetzt; von dort aus organisierte das Netzwerk
"No Global" einen Netzstreik. Er bestand darin, eine Webseite für Finanzdienstleistungen (www.fineco.it) dadurch lahmzulegen, dass tausende von
InternetnutzerInnen aus Italien, Finnland, USA und Australien sich dort einwählten und den Zugang für andere damit faktisch sperrten. Gewissermaßen
die Verkehrsblockade einer Internet-Autobahn...
Am Samstag, den 17.März, dem letzten Tag des Forums, versammelten sich nach Angaben der
Organisatoren etwa 20000 Menschen im Stadtzentrum: Aktive des Netzwerks, Kurdinnen und Kurden sowie anderen Organisationen von MigrantInnen, Anarchisten,
Erwerbslose, die Gewerkschaften Sin Cobas, Rifondazione Comunista, die Friedensbewegung.
Die Polizei hatte fast alle Nebenstraßen abgeriegelt, jede Bank und jede McDonalds-Bude
auf der Demonstrationsroute. Auf dem Weg wurden mehrere dutzend Spraydosen entleert und die Anarchisten lieferten sich eine kurze Schlacht mit der Polizei. Steine
flogen und ein Computerladen wurde zerstört. Die Polizei antwortete mit Tränengas. Die Demonstration konnte dennoch fortgesetzt werden und erreichte den
Platz des Konferenzzentrums. Hier erblickte man ein Brügerkriegsszenario. Tausende von Militär- und Gemeindepolizisten riegelten das Konferenzzentrum ab.
Beim Versuch, zu diesem vorzudringen, beschoss die Polizei die Demonstration dreimal hintereinander in
gesteigerter Intensität mit Tränengasgranate; sie erreichte, dass die Demonstration sich teilte, und daraufhin setzte eine wütende Prügelorgie ein,
die auf alles und jedes wahllos einschlug. Die Pressemitteilung der Organisatoren beschreibt Polizisten mit hervorstehenden Augen, unter der Einwirkung von
Anphetaminen...
120 Personen sollen verletzt, etwa 50 festgenommen worden sein. Die Polizei verfolgte die
Demonstrierenden bis in die Krankenhäuser und verhinderte jede Kontaktaufnahme mit einem Rechtsbeistand.
Es ist davon auszugehen, dass die Polizei in Neapel für den G8-Gipfel in Genua am 20. und 21.Juli
geprobt hat.
ak
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