Sozialistische Zeitung |
Man würde es sich zu einfach machen, wenn man sagte, die rasante Rechtswende der PDS-Führung stoße auf massiven
Widerstand der PDS-Basis. Bei einem großen Teil der Aktiven ist dies sicher der Fall, aber das ist in der PDS eine Minderheit. Die wirkliche Hausmacht der
"Reformer" und ihrer Verbündeten im Parteivorstand ist die große Zahl an passiven Mitgliedern obgleich sie im Vergleich zu anderen
Parteien wahrscheinlich immer noch als relativ aktiver zu bezeichnen ist.
Dies bestätigt gerade wieder eine neue Umfrage, das das PDS-nahe Forschungsinstitut Fokus aus
Halle unter 2400 Mitgliedern der PDS veranstaltet hat. Sie bestätigt zum einen, dass ein großer Teil der PDS-Mitgliedschaft, vorwiegend im Osten, nur
eingeschränkt politisch interessiert ist und in der Partei vor allem eine Heimat sucht, einen "Ort zum Wohlfühlen": Im Osten, so lautet der Befund,
stehen die Seniorenarbeit und die Beteiligung in Kleingarten- und Siedlerverbänden an der Spitze; Westmitglieder sind vor allem in Gewerkschaften und anderen
politischen Zusammenhängen aktiv. Zwei Drittel der Partei halten soziale Gerechtigkeit und Antifaschismus für die Zukunftsthemen der Partei, doch
dürfte dieses Label mittlerweile so dehnbar sein, dass im Konkreten sehr verschiedene Vorstellungen unter diesen Hut passen. Und wer macht sich wie dafür
stark? An kulturellen Fragen oder an den Problemen von MigrantInnen zeigen sich nur ein Viertel der Ost-GenossInnen interessiert.
Der Grad der Aktivität der Mitglieder beeinflusst durchaus auch ihre Meinung über das
Verhältnis der PDS zur Macht. Im Osten sprechen sich drei Viertel der Befragten für eine Regierungsbeteiligung auf Landesebene aus, im Westen mit 57%
immerhin eine absolute Mehrheit. Eine Zusammenarbeit mit der SPD wünscht im Osten die Hälfte, im Westen knapp 29%. Eine deutliche Mehrheit der PDS
hielt die Koalition in Mecklenburg-Vorpommern für richtig.
Die PDS hat derzeit im Osten 80000 Mitglieder, im Westen 4000. Die Mitgliederzahl ist weiter
rückläufig, obwohl jährlich 2500 neue Mitglieder dazukommen. Um den Rückgang aufzuhalten, wären 3500 nötig.
Im Osten ist nur noch jeder Fünfte unter 60; 0,6% sind unter 30. Im Westen sind 1500 Mitglieder
unter 40, 80% unter 60.
Dem Parteivorstand dient die Untersuchung als Vorlage für eine Parteireform, die u.a. anstrebt, die
Partei auch für junge Leute lebenswert zu machen. Die BO-Struktur sei dafür nicht mehr das Richtige.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50, Kontonummer 603 95 04