Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung Nr.18 vom 31.08.2001, Seite 2

Wasser wird teuer

Konferenz zur Wasserknappheit

Nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung, 2,7 Milliarden Menschen, wird im Jahr 2025 in Regionen mit schwerer Wasserknappheit leben. Besonders schwer betroffen sind davon etliche Regionen in Asien und in Afrika südlich der Sahara. Diese Mitteilung erhielten die 1100 Delegierten aus Forschung und Wirtschaft zum Auftakt des jährlichen Treffens der Stockholmer Wasserkonferenz vom 13. bis 16.August.
Klimawechsel und Bewässerungsprojekte haben den Tschad-See, eines der größten Frischwasserreservoire Afrikas, auf 5% seines Volumens von 1960 schrumpfen lassen. Neun Zehntel des Marschlandes am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris sind durch Trockenlegung und Staudämme vernichtet.
Hauptgrund für die internationale Wasserknappheit ist nach Ansicht der Experten die gestiegene Nachfrage. Allein die Agrarproduktion verbrauche 70% des gesamten Wasserverbrauchs. Aber auch die Verschmutzung des lebenswichtigen Wassers habe zugenommen. In vielen Regionen der Welt seien Flüsse und Seen derart verunreinigt, dass ihr Wasser nicht einmal mehr für industrielle Produktion zu verwenden sei.
Viele Beobachter, wie der UN-Sekretär Hans van Ginkel, befürchten angesichts der Wasserknappheit eine Zunahme der Hungerkrisen und Kriege und weisen der Lösung dieses Problems eine Schlüsselrolle zu. Andere wiederum finden solche Ansichten zu pessimistisch.
"Es gibt eine Wasserkrise. Aber sie beruht nicht auf fehlenden Wasservorräten, sondern wir verwalten sie einfach zu schlecht", meint William Cosgrove, Vizepräsident des World Water Council. In seinen Augen handelt es sich lediglich um ein Problem des Managements der vorhandenen und ausreichenden Ressourcen.
Schwierigkeiten bereitet die Abwägung zwischen den Interessen der Agrarindustrie und der Umwelt. Agrarwissenschaftler argumentieren, dass der Wasserverbrauch in ihrem Sektor in den kommenden 25 Jahren um 15 bis 20% erhöht werden müsse, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen. Ökologen halten dem entgegen, dass der allgemeine Wasserverbrauch um mindestens 10% reduziert werden müsse, um Flüsse, Seen und Sümpfe zu schützen.
Die Lösungsvorschläge auf der Konferenz reichen von einer verbesserten Technik bei der Distribution des Wassers — bei der Agrarproduktion geht schätzungsweise mehr als die Hälfte der Wassermengen durch Verdunstung und undichte Stellen verloren — bis hin zur Erhebung einer Steuer auf Wasserverschmutzung.
Auch im Zusammenhang mit der forcierten Privatisierung der Wasserversorgung, z.B. durch die Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in zahlreichen afrikanischen Ländern, ist der Vorschlag einiger Wasserexperten zu sehen, die Endverbraucherpreise für die lebenswichtige Ressource heraufzusetzen. "Ein Hauptgrund für die steigende Wasserknappheit … ist seine weltweite Unterbewertung", erklären Wissenschaftler des US-amerikanischen World Resources Institute (WRI). "Wir brauchen Preise, die die Kosten der Wasserversorgung tatsächlich reflektieren."
Den WRI-Wissenschaftlern ist durchaus bewusst, dass eine Preiserhöhung in der Öffentlichkeit auf Widerspruch treffen wird. Aber, so legen sie den zuständigen Politikern nahe, könnten diese die Unterstützung der Landwirte und der Stadtbevölkerung bekommen, wenn sie ihnen im Gegenzug einen "zuverlässigeren Service" anbieten.

Gerhard Klas

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