Sozialistische Zeitung |
Nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung, 2,7 Milliarden Menschen, wird im Jahr 2025 in Regionen mit schwerer Wasserknappheit
leben. Besonders schwer betroffen sind davon etliche Regionen in Asien und in Afrika südlich der Sahara. Diese Mitteilung erhielten die 1100 Delegierten aus
Forschung und Wirtschaft zum Auftakt des jährlichen Treffens der Stockholmer Wasserkonferenz vom 13. bis 16.August.
Klimawechsel und Bewässerungsprojekte haben den Tschad-See, eines der größten
Frischwasserreservoire Afrikas, auf 5% seines Volumens von 1960 schrumpfen lassen. Neun Zehntel des Marschlandes am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris sind
durch Trockenlegung und Staudämme vernichtet.
Hauptgrund für die internationale Wasserknappheit ist nach Ansicht der Experten die gestiegene
Nachfrage. Allein die Agrarproduktion verbrauche 70% des gesamten Wasserverbrauchs. Aber auch die Verschmutzung des lebenswichtigen Wassers habe zugenommen. In
vielen Regionen der Welt seien Flüsse und Seen derart verunreinigt, dass ihr Wasser nicht einmal mehr für industrielle Produktion zu verwenden sei.
Viele Beobachter, wie der UN-Sekretär Hans van Ginkel, befürchten angesichts der
Wasserknappheit eine Zunahme der Hungerkrisen und Kriege und weisen der Lösung dieses Problems eine Schlüsselrolle zu. Andere wiederum finden solche
Ansichten zu pessimistisch.
"Es gibt eine Wasserkrise. Aber sie beruht nicht auf fehlenden Wasservorräten, sondern wir
verwalten sie einfach zu schlecht", meint William Cosgrove, Vizepräsident des World Water Council. In seinen Augen handelt es sich lediglich um ein Problem
des Managements der vorhandenen und ausreichenden Ressourcen.
Schwierigkeiten bereitet die Abwägung zwischen den Interessen der Agrarindustrie und der Umwelt.
Agrarwissenschaftler argumentieren, dass der Wasserverbrauch in ihrem Sektor in den kommenden 25 Jahren um 15 bis 20% erhöht werden müsse, um die
Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen. Ökologen halten dem entgegen, dass der allgemeine Wasserverbrauch um mindestens 10% reduziert
werden müsse, um Flüsse, Seen und Sümpfe zu schützen.
Die Lösungsvorschläge auf der Konferenz reichen von einer verbesserten Technik bei der
Distribution des Wassers bei der Agrarproduktion geht schätzungsweise mehr als die Hälfte der Wassermengen durch Verdunstung und undichte
Stellen verloren bis hin zur Erhebung einer Steuer auf Wasserverschmutzung.
Auch im Zusammenhang mit der forcierten Privatisierung der Wasserversorgung, z.B. durch die
Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in zahlreichen afrikanischen Ländern, ist der Vorschlag einiger
Wasserexperten zu sehen, die Endverbraucherpreise für die lebenswichtige Ressource heraufzusetzen. "Ein Hauptgrund für die steigende
Wasserknappheit … ist seine weltweite Unterbewertung", erklären Wissenschaftler des US-amerikanischen World Resources Institute (WRI). "Wir
brauchen Preise, die die Kosten der Wasserversorgung tatsächlich reflektieren."
Den WRI-Wissenschaftlern ist durchaus bewusst, dass eine Preiserhöhung in der Öffentlichkeit
auf Widerspruch treffen wird. Aber, so legen sie den zuständigen Politikern nahe, könnten diese die Unterstützung der Landwirte und der
Stadtbevölkerung bekommen, wenn sie ihnen im Gegenzug einen "zuverlässigeren Service" anbieten.
Gerhard Klas
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50, Kontonummer 603 95 04