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In Michael Roes Roman Der Coup der Berdache unterstützt der schwarze Polizeipsychologe Thor Voelker die Untersuchung eines Überfalls auf
einen FBI-Agenten. Der Ort der Tat, ein Nachtclub, die Unklarheit, ob das Opfer von einem Mann oder einer Frau angegriffen worden ist und die Art des Angriffs, nämlich Skalpieren bei
lebendigem Leib, führen Voelker zu den beiden anderen Hauptpersonen: Joan Byou, eine indianische Ethnologin und die Drag Queen Elektra, um deren Hilfe er bittet. Tat und
Konstellation der Personen hätte bei anderen Schriftstellern zu einem sexuell aufgeladenen Exotenthriller geführt, in dem, spektakulären Morden folgend, ein irritierter Held
den Fall löst.
Roes durchbricht dieses Erzählmuster ziemlich gründlich. Alle drei Hauptpersonen berichten mit einer gewissen
Ruhe von ihren Untersuchungen. In ihren mündlichen und schriftlichen Aufzeichnungen zeichnen sie den Gang der aktuellen Ereignisse auf, wie auch plötzliche Reflexionen
über ihre eigene Vergangenheit. Eine hervorragende Bedeutung spielt dabei die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Geschlechterrolle, die bei Joan Byou durch indianische Tradition
und Elektra durch ihre Berufstätigkeit geformt und ermöglicht wird. Und auch Thor Voelker ist sich seiner Männerrolle nicht allzu sicher.
Er ist es auch, dem die größte Gefahr droht, indem er eine historische Verschwörung von US-
Sicherheitsdiensten aufzudecken beginnt (aktuelle Bilder von Guantánamo schieben sich beim Lesen automatisch über den Text).
Aus Auskunftspersonen entwickeln Joan und Elektra sich zu seinen Schutzengeln, die den Schützling verloren haben und
zur Suche nach ihm aufbrechen. Der Weg führt von New York (das aus nicht verständlichen Gründen New Leyden genannt wird) ins Reservat nach St.Sebastian. Die
Atmosphäre wird immer düsterer und das Unheil kommt als Bündnis von staatlicher Macht und weißem Farmermob.
Spezialistinnen für Transgenderfragen und ethnologische Experten haben in Besprechungen des Buches
Detailunkorrektheiten des Romans kritisiert. Nichtexperten finden einen spannenden Krimi, in dem sie zusätzlich einiges über Geschlechterzuordnung und indianische Tradition
erfahren können, ohne Winnetoukitsch und ABBA-Klamauk.
Udo Bonn
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