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Am 16.April stand Italien still: die Industrie, die Eisenbahn, der öffentliche Nahverkehr, der Luftverkehr, Banken, Supermärkte, Büros,
Museen und Kinos, selbst die Zeitungen erschienen nicht und die Fernsehschirme blieben schwarz. Das Land war im Generalstreik gegen die geplante Aufhebung des
Kündigungsschutzes für legalisierte Schwarzarbeiter, für Betriebe unter 15 Beschäftigte und für Betriebe aus Süditalien, die befristete in unbefristete
Verträge verwandeln.
Genau betrachtet ist der Personenkreis, der von diesem Gesetz betroffen wäre, eingeschränkt; aber alle
verstehen dieses Gesetz als den Dammbruch, der die Schutzrechte für abhängig Beschäftigte aushebeln wird nicht nur die Betroffenen sehen das so, auch die
Regierung und die Arbeitgeberverbände, die daraus den Kernpunkt ihrer Offensive gegen Arbeitnehmer und Gewerkschaften machen, um das Recht der Unternehmer durchzusetzen,
in den Betrieben willkürlich zu schalten und walten, zu heuern und feuern.
13 Millionen Menschen haben am Generalstreik teilgenommen es war der größte seit 1982, als es
ebenfalls um die Verteidigung eines Kernpunkts der Errungenschaften der Arbeiter gegangen war, nämlich die gleitende Lohnskala. In 21 Städten demonstrierten 23
Millionen Menschen soviele, wie am 23. März in Rom auf die Straße gegangen waren. Das sind die Angaben der Gewerkschaften. Die Regierung freilich, deren
Ministerpräsidenten alle privaten und seit er Ministerpräsident ist auch die staatlichen Fernsehkanäle gehören, betreibt Desinformation und
behauptet nur die Hälfte, hierin unterstützt von den Unternehmerverbänden. Unbestritten ist die starke Teilnahme aus Süditalien und der Jungen.
Der Erfolg des Streiks ist darauf zurückzuführen, dass es gelungen ist, die Spaltung zwischen den drei
gewerkschaftlichen Dachverbänden aufzuheben und eine gewerkschaftliche Einheit herzustellen. Der Druck in dieser Richtung war am Ende so groß, dass sich selbst rechte,
regierungsnahe Gewerkschaften dem Streik angeschlossen haben. Ob die Gewerkschaftseinheit nach dem Generalstreik bestehen bleibt, ist jedoch fraglich. Die Ziele, die die verschiedenen
Gewerkschaften mit dem Streik verfolgt haben, sind durchaus unterschiedlich: Den mehr als gemäßigten Gewerkschaften CISL und UIL geht es in erster Linie um die
Beibehaltung ihrer Anerkennung als Verhandlungspartner der Regierung; die CGIL verlangt die Beerdigung der geplanten Reformen des Artikels 18, zeigt sich jedoch bereit, über
die von der EU geforderten Maßnahmen der weiteren Flexibilisierung des Arbeitsmarkts mit sich reden zu lassen.
Anders als 1994, als die erste Regierung Berlusconi an einer ähnlichen Mobilisierung gegen die Rentenreform
zerbrochen ist, hat sie diesmal gelassen reagiert und vermeidet jeden Anschein, als wolle sie sich der Gewerkschaften entledigen. Sie hat neue Verhandlungen in Aussicht gestellt, will in
der Sache jedoch hart bleiben. Währenddessen arbeitet der Unternehmerverband an einem ganz anderen Verhandlungspaket, das weit über den Kündigungsschutz
hinausgeht und auch andere Aspekte wie die Reform der Arbeitsverwaltung etc. einbezieht.
Angela Klein