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Das BRD-Kino entdeckt den mexikanischen Film. Nach dem äußerst eindrucksvollen Amores perros ist jetzt Y tu mama también
angelaufen. Wieder wird ein Genre des US-amerikanischen Films auf eine sehr überraschende und erfrischende Art und Weise variiert: der Teenie-Film. Das Roadmovie begleitet
zwei 17-jährige Mexikaner auf einer Etappe ihres Erwachsenwerdens.
Julio stammt aus der verarmten Mittelschicht des Landes, sein Freund Tenoch, dem dieser aztekische Name von seinem
Vater aus patriotischen Gründen gegeben wurde, stammt aus der Oberschicht. Gemeinsam mit der zehn Jahre älteren Luisa begeben sie sich von Mexiko-Stadt auf eine Reise
zur "Himmelsbucht".
Diese Bucht haben sie zwar nur erfunden, sie finden sie aber trotzdem. Auf ihrer langen Reise vom Landesinneren zum
Meer lernen sie ihr Land und seine soziale Realität kennen. Polizeikontrollen säumen ebenso ihren Weg wie Gläubige, die einen Wegzoll für die Mutter Maria
erheben. Armut, Ausbeutung, Korruption und Umweltzerstörung werden ebenso deutlich wie die grandiose Schönheit der Landschaft.
Beim Betrachten von mexikanischen Filmen wird europäischen Betrachtern einiges abverlangt, da sie mit einer
völlig anderen, fremden Realität konfrontiert werden. Manches erscheint zynisch, was in Wirklichkeit vielleicht nur die realistische oder gar mitfühlende Darstellung
eines menschlichen Schicksals ist.
Auch dieser Films hat trotz allen Humors eine melancholische Note, die vor allem dadurch hervorgerufen wird, dass der
Erzähler aus dem Off das mitunter gar nicht so heitere zukünftige Schicksal einer der dargestellten Personen schildert. Aber auch diese scheinbare Melancholie ist vielleicht
nur Ausdruck von Realismus in einem Land mit krasseren sozialen Widersprüchen als in Westeuropa.
Das Spiel der drei HauptdarstellerInnen ist ohne Einschränkung eindrucksvoll. Trotz des traurigen Geheimnisses,
das Luisa mit sich herumträgt, ist die Darstellung dieser Figur nie auf rührseliges Mitleid angelegt. Dargestellt wird vielmehr eine selbstbewusste junge Frau, die ihr Leben
genießen will und den beiden unreifen Jungs noch manche Lehre mit auf den Weg geben kann.
Der Film macht ebenso wie Amores perros neugierig auf mehr Filme aus dem bisher unbekannten Filmland Mexiko.
Hoffentlich finden noch mehr Filme aus Lateinamerika und aus anderen Kontinenten außerhalb Nordamerikas und (West-)Europas den Weg in unsere Kinos.
Andreas Bodden